Heft 
(1896) 5
Seite
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Die lebenden Krebstiere der Provinz Brandenburg.

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Stücke ganz mit Cronebergs Species überein, besonders abfcr auch in Bau und Bewehrung der 2. Antenne (Fig. 9 c bei Croneberg,Ostracodenfauna der Umgegend von Moskau). Die Dornen in der Nähe der Basis der Furkal- glieder meiner Stücke aber standen bei 2 Männchen nur in einer Gruppe, nämlich am rechten Furkalgliede 0 oder 2, am linken Gliede aber 2 oder 4; bei einem Weibchen, welches ich zergliederte, fand ich gar keine Dornen­gruppe an der Stelle vor. Die Dornengruppe an den Furkalgliedern meiner Stücke befand sieh da, wo Croneberg (Fig. 9 d) die apicale Gruppe zeichnet.

40. Darwinula stevensoni Brady and Bob. (1889). Ich fand diese

interessante Art bis jetzt bei Werder im Schwielowsee (10. 6. 96, 23. 7. 96), im Grossen Zernsee (9. 7, 96), in der Havel (9. 7 96), im Kalksee bei Rüders­dorf (8. 7. 96', im Teupitzer See (5. 8. 96); ich sammelte sie also vorläufig vom Juni bis zum August aus dem Havel-, Spree- und Dahmegebiet. Meist holte ich sie mit Bodenschlamm aus der Tiefe (58 m) empor, nicht mit Pflanzen; sie ist also ein im Schlamme grabendes Tier, worauf auch der Bau ihrer Antennen schliessen lässt. Auch im Schlamme des seichten Ufers (Schwielowsee: 0,30,5 in tief) fand ich sie; doch hier viel seltener, als in der Tiefe. Wenn Brady and Rob. 1889 (A Monograph, p. 122) sagen Female probably viviparous (Weibchen wahrscheinlich lebendig ge­bührend), so darf ich sagen: Das W T eibchen ist lebendig gebührend; denn ich fand Embryonen im Brutraume des Weibchens mit vollständig entwickelter Schale und mit entwickelten Gliedmassen. Die geringste Zahl von Eiern (Embryonen), welche ich im Muttertiere traf, waren eins, die höchste Zahl sechs. Brady and Rob. geben die Grösse dieses Ostracoden auf 0,8 mm an; meine grössten Stücke massen bis 0,95 mm, eins aus dem Teupitzer See sogar reichlich 1 mm. i .

Die Darwinula darf ich zu den häufigen Ostracoden unserer Provinz rechnen, denn ich fand im Schwielowsee und in der Havel in Schlammproben von 10 ccm 1113 Stücke.

Die Art wurde bis jetzt in Britannien, Holland, Frankreich, Böhmen (V) und Nordwestdeutsehland aufgefunden. In Böhmen fand sie Mräzek in feuchtem Moose am Rande einer Waldwiese bei Pflbram*) auf. Diese Fund­stelle ist so ungewöhnlich für die Art, dass es mir fraglich erscheint, ob die böhmischen Stücke mit den meinigcn zu ein und derselben Species gehören; auch machte mich Herr Prof. Dr. W. Müller in Greifswald darauf aufmerk­sam, dass die böhmischen Stücke kleiner als die meinigen seien.

41. Limnicythere sancti-patricii Brady and Rob. (1869 u. 1889). Am 10. 6. 96 holte ich aus der Mitte des Schwielowsees, aus einer Tiefe von 8 Metern, eine Schlammprobe von etwa 10 ccm herauf; darin fand ich Dar- winula und 4 Stücke von Lim. sancti-patr. Die letzteren Stücke sind leere Schalen, z. T. aber auch noch die Häute der Gliedmassen enthaltend; es sind also durchaus recente Stücke, keine fossilen. Am 27. 5. 96 fand ich in dem Schlamme (8 m) des Glindowersees bei Werder eine Schalenhälfte; am 8. 7. 96 erbeutete ich eine leere Schale im Kalksee bei Rüdersdorf und am 30. 7. 96

*) Mräzek,Beitrag zur Kenntnis etc. p. 111.

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