Heft 
(1896) 5
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16. (8. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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die Güte haben wird. Beide Teile haben von der gemeinsamen Be­schäftigung mit der alten märkischen Legende keine Ahnung gehabt und wer an das sogenannte Gesetz von der Duplizität der Fälle glaubt, mag wold hierin einen neuen Beleg finden. Ohne ein gut Teil Mysticismus ist dieselbe in diesem Falle freilich nicht erklärbar, allein, wie Sie wissen, hat ja auch heute noch der Mysticismus seine Anhänger.

Um auf einen realeren Boden überzugehen, lege ich Ihnen zur Illustrierung der Sage und ihrer Örtlichkeit, sowie des nachfolgenden Theaterstücks,Die drei Linden von Frl. CI. v. Förster, einige Ab­bildungen vor.

Zunächst verweise ich auf Oskar Schwebels illustrierte kultur­historische SchilderungenAus Alt-Berlin (Berlin 1891), deren III. Kapital lautetKirche und Hospital zum heiligen Geiste in Berlin. S. 64 gewahren Sie daselbst eine gute Abbildung der im 13. Jahrhundert angelegten und 1456 im wesentlichen wieder neuerbauten Ilospitalskapelle. Das Baugeschichtliche findet sich bei Borrmann, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, 1893 S. 54, 105, 110, 153 und besonders S. 177179.*) Bei Schwebel S. 67 ist das Innere der Kirche S. 67 gut wiedergegeben, S. 69 das Wappen der in die spätere Ausschmückung der Verkehrtlinden-Sage verwickelten Herren von der Linde (im Schilde ein eine Krone haltender, entblösster Arm, über dem geschlossenen Stechhelm ein Lindenbaum). S. 68 eins der drei hölzernen Wappenschilde, Totenschilder, der drei Gebrüder Halkan (Holkanne), der Länge nach in rot und weiss geteilt, in der Mitte eine Kose, welche gleichfalls längs geteilt ist, rot im weissen, weiss im roten Felde. Um diese Kose stehen 3 schwarze Kannen, oben 2, unten 1, mit den Unterschriften:0 hit vor Hans Petir Jakob Halkan.**) Diese Personen gehören, wie Sie alsbald hören werden, der ältesten Fassung der Verkehrtlinden-Sage an.

Schwebel erzählt nachstehendes. Diese Halkan oder Holekanne waren ein Berliner Stadtgeschlecht, welches anno 1375 zu Falkenberg

*) Litteratur: J. Schmidt: Mein. Berol. I. S. 71 flg. und IT. S. 25 flg. Küster: Altes und neues Berlin II. S. 661 683. Bekmann: Handschr. der -Mag. Bibi. Klein: Die Hospitäler zum li. Geist und S. Georg. Berlin 1835. Ab. bildungen: Adler: Mittelalterliche Backsteinbauwerke des Preuss. Staats. Taf. LXXII. Fig. 1 4. Das Sterngewölbe bei Borrmann S. 178, Fig. 9. Be­dauerlicher Weise ist das ehrwürdige Bauwerk zum Abbruch bestimmt, obwohl es niemand im Wege ist, da die Strasse dort keinen nennenswerten Verkehr hat. Hoffent­lich lässt man diesen unglücklichen Gedanken wieder fallen. Nur wegen jener Besorgnis sind die beweglichen Altertümer der Kirche ins Märkische Museum übernommen; hiernach wiederlegt sich dasjenige, was Schwebel S. 68 missverständlich dagegen geäussert hat. Vgl. auchBerlin und seine Bauten 1896, Bd. II, S. 149 über das Architektonische der Kapelle, wie dieses sich augenblicklich verhält.

**) Einen dieser Totenschilde legte ich in der Sitzung vom 14. Oktober 1896 vor-

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