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15. (8. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
begütert war, und ans welchem im Jahr 1405 ein Ratinann erscheint, welcher die Truppen Merlins als deren Ilauptmann den Pommern nach Angermündo entgegenführte. Das Geschlecht muss schon sehr früh erloschen sein; — es lindet sich nachmals keine Spur mehr von ihm.
An die drei Totenschilde aber hat sich eine der schönsten Mären Merlins angeschlossen, welche leider vielfach modernisiert und überarbeitet worden ist. Hier stehe sie in ihrer ältesten uns bekannt gewordenen Form und Fassung:
„An die Heiligegeist-Kirche stiess ehemals ein freier, ansehnlicher Platz, auf welchem die llospitaliten beerdigt wurden. Derselbe war mit starken, dichtbelaubten Bäumen besetzt. Unter denselben zeichneten sich besonders drei grosse Linden aus, welche man lange Zeit als Wahrzeichen Berlins betrachtetete und von welchen man manche alte Sage erzählte. Nach einer derselben soll einst bei einem Volksauflaufe in der Stadt ein angesehener Mann ermordet worden sein; — drei Brüder, welche mit ihm in Feindschaft gelebt hatten, wurden vom Volke der Übelthat bezichtigt. Aller Beteuerungen unerachtet, wurden sie angeklagt und verurteilt. Ehe aber die Strafe vollstreckt wurde, was wirklich geschah, baten jene drei Männer, drei junge Linden verkehrt mit ihren Zweigen in die Erde des Ileiligengeist-Kirchhofs einpflanzen zu dürfen. Wenn dieselben wurzeln und wachsen würden, so solle man daran erkennen, dass ihr Blut unschuldig vergossen worden sei. Ihre Bitte wurde auch bewilligt. Die jungen Stämme aber fassten Wurzel, schlugen aus, grünten und wuchsen von Jahr zu Jahr. So wurde die Unschuld der Hingerichteten offenbar.“
Es scheint fast, als ob diese Sage der drei Holek anne einen historischen Kern hätte und auf die wilden Parteikämpfe, welche Berlin bis zum Einzuge der Hohenzollern zerrütteten, zurückbezogen werden müsse. Die spätere Verbindung dieser Überlieferung mit dem Geschlechte der Herren von der Linde aber ist eine ganz willkürliche. Diese rheinische Familie zog erst im 16. Jahrhundert vom Ufer des königlichen Stromes Deutschlands nach Berlin und Spandau. Mit dem „heiligen Geiste“ von Alt-Berlin stehen diese Herren von der Linde nur in sehr entfernter Verbindung. Im 17. Jahrhundert schenkte nämlich ein Land- schafts-Sekretari us Christian von der Linde der Kirche ein Bild; dieser Christian von der Linde aber ist derselbe fromme Bürger von Alt-Berlin, der zu St. Marien im hohen Chore ruht, und dessen Sohn ihm daselbst ein Epitaphium in der Form einer Linde setzen liess.
Zu diesen Mitteilungen Schwebels bemerke ich, dass sich in den Emporen des kleinen Gotteshauses Ölmalereien befinden. Die Bilder sämtlich in Öl*) gemalt, sind Stiftungen von Bürgern und Ilospital-
*) Borrniann a. a. O. S 178 und 110. — Die ursprüngliche Folge der Bilder hei Schmidt, Meni. Berol. II. S. 37 Hg.