15. (8. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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Vorstehern, von Landschafts- und Stadtverordneten Berlins, vom Jahre 1577 an; die meisten stammen aus dem Jahre 1646 und erwecken, obwohl von bescheidenem Kunstwert, doch als Zeugnisse des Kunstsinnes aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges unsere Teilnahme. Sie enthalten, in jetzt sehr willkürlicher Reihenfolge, Darstellungen der heiligen Geschichte und der Werke der Barmherzigkeit, oft mit den Hausmarken und Wappen der Stifter, deren Namen und Stand, die zum Teil schon unleserlich geworden, von Schmidt in seinen Memorabilien angeführten Inschriften angeben. Das von der Lindesche Bild stellt Christus dar, auf den ein Engel einen Jüngling hinweist, im Kreise der Auferstandenen mit Balmzweigen und weissen Gewändern.
Der bezeichnende Name von der Linde in Verbindung mit dem Bilde und der Überlieferung der damals schon alten Verkehrt-Linden in der Nähe mag sowohl eine Art Schildsage für die Familie von der Linde und ausserdem mit den milderen Anschauungen einer fortgeschrittenen, weniger blutdürstigen, Kulturepoche die poetische Variante der Sage gezeitigt haben, wie sie spätere Erzählungen kennen und wie sie Fräulein von Förster vom dichterischen Standpunkte aus mit vollem Rechte bevorzugt hat.
Aus dem Besitz unseres Märkischen Museums lege ich vor: a) eine Darstellung der Umgebung der Heiligengeistkirche in den vierziger Jahren zur Winterszeit aus der Zeitschrift „Der Bär“ 1895 S. 120, aufgenommen von einem Fenster der altgeschichtlichen Schwanen-Apotheke in der Spandauer Strasse; b) eine Photographie des Hospitals, der Kirche und des Gartens, in welchem die drei berühmten .Verkehrtlinden standen aus dem Jahr 1887 (M. M. XI. Nr. 2017); endlich c.) die im M. M. gezeichnete Vergrösserung eines Plans aus Johann Friedrich Walthers „Historischer Nachricht wie, und wann die Garnison-Kirche und Schule zuerst gestiftet ist“. Das Mscr. gehört dem Märk. Museum (M. M. XII. Nr. 242) und enthält im ersten Ilauptteil (1663—1701) einen farbigen Plan auf dem die Heiligegeist-Kirche, das Hospital und der Hospital-Kirchhof angegeben. Hinsichtlich des letzteren heisst es: „Das Hospital zum Heil. Geist nebst dem Kirchhoff und Drev grossen Linden.“ Es sind dies die drei Verkehrtlinden, welche sich durch gewaltige hängende Zweige auszeichnen. Die hierauf bezüglichen Angaben Walthers in Kap. 1 § 2—4 habe ich Ihnen bereits aus der gedruckten Ausgabe von 1737 in der Sitzung vom 14. Oktober 1895 vorgelesen.
2. Demnächst wurde das von Henriette Clara von Förster nach einer märkischen Sage gedichtete Schauspiel „Die drei Linden“ in vier Akten,*) seitens der Frau Dr. Nuscha Butze-Beermann vorgetragen.
*) Gedruckt für sämtliche Bühnen und Vereine im ausschliesslichen Debit von Felix Bloch Erben. Reg. London Stat. Hall. Berlin 1896. 88 S. 8“.
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