Kleine Mitteilungen.
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Christhliumeri und anderem Weihnachtsschmuck pietätvoll ausgestattet zu werden. Auf dem alten Sophienkirchhofe zu Berlin bemerkte am 28. Dezember 1895 ein Arbeiter eine fein gekleidete Dame, die von einzelnen Gräbern derartige Schmuckgegenstände wegnahm und in eine unter dem Mantel getragene Handtasche that. Er machte den Kirchhofsinspektor darauf aufmerksam, und als dieser die Dame in seine Amtsräume nötigte, wurden aus dieser Tasche ein kleines Muttergottesbild, ein Jesusbild, ein künstliches Christbäumchen, zwei Engelsbilder und eine Glaskugelkette ans Tageslicht gebracht. Die Ertappte musste jeden Gegenstand wieder auf das betreffende Grab legen und bat nur, ihr zu verzeihen und sie nicht unglücklich machen. Die betreffenden Gegenstände waren ziemlich wertlos. Die Angeklagte versicherte im Termin am 14. März 1896 unter Thränen, dass, da sie selbst keine Kinder habe, sie lediglich die Absicht verfolgt habe, mit jenen unbedeutenden Gegenständen armen Kindern in ihrem Hause eine nachträgliche Weihnachtsfreude zu bereiten. Ihre Vorakten ergaben, dass-sie schon zweimal wegen kleiner Gelegenheitsdiebstähle vorbestraft ist. Der Gerichtshof verhängte über die Angeklagte die niedrigste Strafe von drei Monaten Gefängnis.
In weihnachtlicher und sittengeschichtlicher Beziehung ist dieser Vorfall nicht ohne Interesse. E. Friedei.
Die Letzlinger Heide, das grösste märkische Jagdrevier, wird infolge Erniedrigung des Grundwasserstandes immer trockener, infolgedessen stirbt der Laubwald ab und ersetzt sich durch Kiefernforst. Es wird ietzt — bei der Seltenheit von geschlossenen Lindenbeständen in unserer Gegend, muss man hinzufügen: leider — ein etwa 400 ha grosser Lindenwald im südlichen Teil der Heide abgetrieben. Dafür aber, dass er nicht völlig ausgerottet werde, sorgen die aus den abgehauenen Stämmen emporschiessen- den Lolulen. Untermischt sind die Linden mit einzelnen knorrigen Weissbuchen, starken Eichen, graurindigen Espen und weithin leuchtenden Birken. Die Rotbuche fehlt überhaupt der Heide fast ganz. Die Ausdehnung des zum grossen Teil zum Kreis Gardelegen gehörigen Waldes beträgt von S. nach N. etwa 25 km, die von 0. nach W. etwas mehr. Dem preuss. Forstfiskus gehören hiervon 28 677 ha.
Fliessende Gewässer und Seen fehlen; in der Nähe östlich fliesst der Tanger-Bach, nördlich durch Gardelegen der Lause-Bach. Das Revier Burgstall beim Dorf gleichen Namens ist hügelig, bis 139 m. Die kleinen Wassertümpel (Sölle), welche zahlreich verbreitet sind, schrumpfen immer mehr ein. Grosse Geschiebeblöcke als Zeichen der Vergletscherung sind nicht selten. Das Hauptwild ist der Damhirsch (ca. 7000 Stück), von dem 1713 aus dem Potsdamer Wildpark 200 Stück eingeführt wurden. An Rotwild mögen 500 Stück im Gatter sein. Der Edelhirsch leidet durch die Verschlechterung der Aesung und durch die Inzucht. Die Hirsche setzen nur noch schwache Geweihe auf, setzen auch in der Zahl der Enden zurück.