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Kleine Mitteilungen.
Man sieht auch Büffelhirsche, d. h. solche, die an Stelle des Geweihes nur knopfartige Bildungen oder überhaupt nichts auf dem Kosenstock besitzen. Die ausserhalb des Gatters stehenden Hirsche, namentlich die im Bezirk der Oberförsterei Burgstall und am Landsberg haben dagegen alles, was den eingezüuntcn fehlt; sie sind auch durchweg schwerer und stärker. Dasselbe gilt von den Wildschweinen. Im Gatter leben etwa 500 Stück. Im AVinter müssen sie gleich den Hirschen gefüttert werden. Das \ r ogollebcn ist nicht reich: Falken, Habichte, Bussarde nisten, gelegentlich wird der Seeadler beobachtet. In der Gegend von Dolle ist ein grosser, hunderte von Nestern zeigender Reiher-Stand.
Die Hohenzollem haben seit Anfang ihrer Herrschaft hier der Jagd obgelegen. 1843 befahl Friedrich AA’iihclm IV. den Ausbau des alten Schlosses. Der Neubau hat 3 Stockwerke mit Zinnen und hohem Treppenbau. In dem mit Jagdtrophlien geschmückten Esssaal befindet sich der aus einem Kothirschende gefertigte Vexirbecher, den Kef. weiter unten beschrieben. Der viereckige Hof ist mit hohen zinnengekrönten Mauern, vier Ecktürmen und einem breiten Graben umschlossen, über den eine Brücke durch einen Thorturm führt. (Nach einem Aufsatz von Dr. A. Mertens in „Aus allen Weltteilen“, 28. Jahrg., Berlin 1896, S 194 — 198.) E. Fr.
Märkischer Jäger-Humor. Bei den Hofjagden in Letzlingen nahe Gardelegen in der Altmark, ferner in Hubertusstock pp. gelangt ab und zu ein alter Trinkbecher, der für gewöhnlich in dem Kaiserzimmer des Jagdschlosses Letzlingen aufbewahrt wird, zur Verwendung. Er stammt vom König Friedrich Wilhelm III. her und besteht aus dem Geweihstangen-Ende eines starken Hirsches, dessen Geweih-Krone ausgehöhlt ist, um darin einen silbernen Becher, der etwa eine halbe Flasche Champagner aufnehmen kann, festzulialten. Der Rand dieses Bechers befindet sich zwischen der Gabel des Geweihes und nur dadurch, dass man das Gesicht zwischen diese Gabel klemmt, wird es möglich, aus dem Becher zu trinken. \\ T er einen dicken Kopf hat oder sonst ungeschickt ist, begiesst sich beim Trinken. Dieser Becher wird nun bei der Jagdtafel regelmässig den jüngsten Jagdgästen des Kaisers überreicht, w r elche sich vor dem Monarchen hinstellen und unter Aufmerksamkeit der Jagdgesellschaft den Becher auf das Wohl der Kaiserin leeren müssen. Geschieht dies, ohne dass etwas von dem Wein vorbeiläuft, so wird dies von dem Kaiser und seinen Gefährten rühmend anerkannt, im andern Falle werden die ungeschickten Trinker — und dies sind bei der abnormen Form des Bechers die meisten Jagdgäste — ausgelacht. Auf diesen lustigen Zweck bezieht sich auch die Inschrift, die auf einer silbernen Platte an dem Geweihbecher angebracht ist: Sie lautet wörtlich: „Von Sr Majestät dem König an Ihre Majestät die Königin. Mit der Bitte, gnädigst gestatten zu wollen, dass dieser problematische Becher bei den grossen Jagdpartien (in der Grimnitz, Letzlingen, der Potsdamer Gegend) in Ihrer Majestät Namen den Jagdjüngsten vorgesetzt werde, um auf Ihrer Majestät Gesundheit zu trinken, ohne sich zu besabbern. Fritz.“ (Vgl. hierzu oben meinen Bericht über die Letzlinger Heide.) E. Fr.
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