Issue 
(1896) 5
Page
441
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

17. (6. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

441

sich das Bett der Spree bis über die Hälfte der in der Post- und Heiligen­geist-Strasse an der Wasserseite gelegenen Häuser aus.

Verschiedene Geschichtsschreiber, auch unser grünes Heft XVII, nehmen an, dass der Zentral-Punkt, um den sich das spätere Berlin gründete, der Platz sei, (früher Hügel), auf dem heute die Nikolai- Kirche steht.

Von hier aus war in vorgeschichtlichen Zeiten der Boden bis zur Spree abschüssig und so erklären sich die Funde aus dieser Tiefe.

Übrigens sali ich täglich, wie massenhaft alte Pfähle aus dem Bau­grund herausgezogen werden mussten. Auf diesen standen jedenfalls die ersten Bauten in diesem sumpfigen Boden.

In weiteren oberen Schichten wurden haufenweise Knochen und Küchen-Abfälle gefunden.

Dieser von der Gesellschaft mit Dank aufgenommenen Zuschrift fügt der Vorsitzende E. Friedei das Nachstehende hinzu.

Indem ich die von Herrn Busse gesammelten Fundstücke hiermit zur Ansicht vorlege, bemerke ich, wie das bemerkenswerte, nicht auf der Drehscheibe bearbeitete Thongefäss-Bruchstück deutliche Spuren zeigt, dass es in klarem (nicht moorigem) Wasser abgespült worden ist; auch der Wirtel, dessen Alter weniger sicher zu bestimmen, den ich aber auch geneigt bin, für vorgeschichtlich zu halten, da er von den christlichen Wirtelsteinen des Mittelalters abweicht, die dunkelgrau anssehen, aus homo­generer Masse bestehen und noch härter gebrannt zu sein pflegen, und die Knochen haben, nach ähnlichen Befunden zu urteilen, im Wasser gelegen. Es handelt sich zunächst um zwei Stück rechtseitige Kinn­backen, nach gefälliger Feststellung des Herrn Professor Dr. Alfred Nehring von Bos (Rind) herrührend, sowie ferner um zwei Stirnzapfen von Kühen der kleinen schwächlichen Landrasse, welche bei uns viel verbreitet war und in Knochenablagerungen seit der vorgeschichtlichen Zeit bis in die Gegenwart immer wieder vorkommt. Ein grösserer Stirnzapfen hat einem stärkeren Rinde angehört. Bemerkenswert ist ein Stirnzapfen der Hausziege, da Reste dieses Milchviehs des kleinen Mannes, wie man es nicht ohne Grund genannt hat, selten sind. Ich entsinne mich, bei einem Hausbau zu Havelberg vor Jahren ein ähnliches im Märkischen Museum vorhandenes Exemplar in dem ausgeschachteten sumpfigen, vivianit- haltigen Boden gefunden zu haben, welches der ältesten deutschen Periode der alten Bischofsveste angehören mag. Dafür, dass die Ziege bereits unter unseren heidnischen Wenden verbreitet war, vermag ich im Augen­blick kein sicheres Beispiel anzuführen, dagegen muss den Germanen die Ziege bereits bekannt gewesen sein, da der Ziegenbock im Thor­oder Donar-Kult bereits vorkommt. Zu beachten ist auch, dass die geschilderten Knochenfnnde aus dem Wasser der Spree stammen, in welches sehr wohl Gegenstände zusammen örtlich an eine Stelle ge-