Heft 
(1896) 5
Seite
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Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik.

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Im allgemeinen ist die Mark Brandenburg nicht reich an Funden dieser Art. U. a. sind neolithische Gefässe in Satzkorn bei Potsdam und in Kl. Rietz, Kr. Beeskow, wieder zu Tage gekommen. Scherben aus derselben Zeit fanden sich z. B. in der Umgegend von Brandenburg. Möglicher Weise sind noch manche interessanten Funde zu erwarten, da in nicht zu weiter Entfernung, nämlich bei Taugermünde in der Altmark, viele und schöne Gefässe ausgegraben wurden.

Die steinzeitlichen Ornamente waren sehr oft mit weisser Farbe ausgefüllt, wie man an zahllosen Spuren erkennen kann.

In Oldenburg, Hannover, Schleswig-Holstein und Mecklenburg ist nach A. Voss und G. Stirnming (Vorgesch. Altert, a. d. M. Branden­burg) das Sclmur-Ornament noch nicht gefunden worden; in Holland und Dänemark, sowie im Mittel-Rhein-Gebiet tritt es neben dem vor­herrschenden eingestochenen Ornament vereinzelt auf; dagegen ist es in England, Thüringen, Sachsen, Hinterpommern und Ostpreussen das vor­herrschende. Mitunter sind beide Ornamente auf demselben Gefässe anzutreffen. Das Schnur-Ornament ist aber viel verbreiteter gewesen. Es ist auch nachgewiesen in Baden, in der Schweiz, in Polen, Böhmen und Nord-Ungarn, auch im Gouvernement Perm in Russland. In der Mark ist es selten.

Auch schon die mehr oder minder barbarischen Steinzeitmenschen befassten sich mit Nachbildung, wie Scherben von Mildenberg, Kr. Templin, beweisen; in diesem Falle hat der selige Töpfermeister das Scbnur- Ornament mit einem Stichel hervorgebracht.*)

Die Steinzeit beschränkte sich aber durchaus nicht auf zwei Ver­zierungsweisen. Man kennt das etwa durch Fingerdruck hergestellte Gruben-Ornament. Oft erfuhren auch die Fingernägel getreuen Abdruck, eine Technik, die dem Menschen buchstäblich angeboren ist. Ge­wöhnlich verläuft diese Ausschmückung eines Kochtopfes oder einer Grab­urne in horizontalen Reihen. Ähnlich verhält es sich mit dem durch ein Stäbchen hergestellten Gruben-Ornament; das Stäbchen muss an seinem unteren Ende rund oder meisseiförmig zugestutzt gewesen sein; die kleinsten Grübchen werden aber mit einem ganz zugespitzten Stäbchen hineingestossen worden sein. (S. tiefe Einstiche!) Mein unvergesslicher Landsmann O. Tischler hat gewisse Instrumente, namentlich Knochen­pfriemen und Feuersteinsplitter, in nächste Beziehung zu den Ornamenten gebracht.**) Auch ein Bogen- oder Häkchen-Ornament, winzigsten Fuss- tapten vergleichbar, warMode w ; vermutlich benutzte man zu demselben ein zurechtgeschnittenes Stück Rohr oder dergl.

Nach Ansicht vieler Forscher waren es die Frauen, die gleich den

*) Naclir, ü. d. Alt. F., 1891, V.

*) Verli. d. Berl. G. f. A , K. u. U., 1883, S. 437.