Heft 
(1896) 5
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Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik. 45^

der reinen Stein/eit und mit solchen aus dem Ende derselben. Andere, z. B. solche mit dem Schachbrett-Muster, finden sich von Cypern bis Skandinavien. Spiralen aus so früher Zeit giebt es in den andern Teilen Europas nicht; in Skandinavien gehören sie der Bronzezeit, also dem 2. Jahrtausend v. CJlir. an; für Mykenae sind sie für die Mitte des 2. Jahrtausends anzusetzen; in Ägypten kennt man sie aus dem 3. Jahrtausend. Nach Montelius Ansicht hat die metallische Zeit in Skandinavien ungefähr schon im 17. oder 18. Jahrh. v. Chr. wenn nicht noch früher angefangen; dasselbe müsse man auch wohl für Bosnien annehmen, da diese Zeitbestimmung auch für Italien und Griechen­land zutreffe. Butmir müsse älter, als 2000 Jahre v. Chr. sein. In bezug auf das Spiral-Ornament spricht sich auch M. Hörn es (gestützt auf die Nachweise von Sophus Müller) ganz entschieden für phönizi- schen Einfluss aus, denn wo ein solcher stattgefunden hat, findet sich auch eben das Spiral-Ornament.

Auf neolithischen Gefässen von Cujavien wies v. Erckert Exc. das Sparren- und das palmzweigartige Ornament nach; auch das Zick­zack-Ornament kam dort vor.*) In unsern berühmten Pfahlbauten war die Töpferei bereits hoch entwickelt. Die Pfahlbauten des Stein­häuser Rieds in Schwaben z. B. lieferten Gefässe von verschiedener Form und für verschiedenen Zweck: Töpfe mit und ohne Henkel oder durchbohrten Ansätzen, Krüge, Tassen, Schüsseln, Schöpf- und Esslöffel. Die Krüge haben oft reiche Ornamente, bestehend in allen möglichen Kombinationen von Punkt und Strich. Besonders geschmackvoll sind diekarrierten Ornamente mit weisser Masse ausgefüllt und von breiten, schwarzglänzenden Streifen umrahmt. Die keramischen Erzeugnisse dieser Pfahlbauten stimmen in ihrer Stilart u. a. mit denen der Pfahl­baustation Bodmann im Überlinger See überein.**) (Nebenbei bemerkt: man kennt im Alpengebiet über 280 Pfahldörfer, z. T. der Steinzeit, z. T. späteren Perioden zugehörig.) Die Ornamente auf den Gefässen des neolithischen Grabfeldes auf der Rheingewann von Worms bestehen ebenfalls aus Systemen von Linien und Punkten; es kommen nur gerade oder wenig gebogene Linien vor; das am häufigsten vorkommende Muster ist das schraffierte Dreieck. Dieses bildet das in den späteren Perioden so häufig vorkommendeWolfszahn-Ornament, welches sowohl auf Thon-Gefässen, wie auch vielfach auf Bronzen erscheint. Dasselbe ist nach Meinung von Köhl vordem noch nicht als ein Ornament der rein neolithischen Zeit angeführt worden. Auf eingehende Beschreibung der Anordnung jenes Musters will ich mich hier nicht einlassen; die sich dafür Interessierenden verweise ich auf dieNachrichen über deutsche Alterthumsfunde, 1896, Heft V.

*) Verh. d. Berl. Gr. f. A., E. u. U., 1883, S. 431.

**) C.-Bl. d, d. Gr. f. A., E. u. U., 1892, S. 74.

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