Heft 
(1896) 5
Seite
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Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik.

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die nur im Pfahlbau gefundenen durchlochten Gefässe ausschliesslich zum Kochen gedient haben, und dass zu Graburnen besondere Gefässe ohne Löcher gefertigt wurden. Die Urmenschen haben gewiss ex praxi bald gefunden, dass bei bedeckten Gefässen die Speisen nicht allein weniger überkochen, sondern auch schneller kochen und beim Erlöschen des Feuers länger warm bleiben. Deshalb bedurfte das Gefäss, welches mit der Hand roh geformt war, ohne gekrempten Rand, wie ihn heute die Drehscheibe herstellt, einer 'Vorrichtung, welche es ermöglichte, dass der scheibenförmig geformte Deckel sicher und fest auflag. Diese Vor­richtung bestand nun darin, dass in dem steilen Rande der Gefässe Löcher gemacht wurden, durch welche man dünne Stäbchen, Haline u. s. w. steckte. Die aus dem Gefässe sich entwickelnden Dämpfe, welche z. T. nur durch die Löcher neben den Stäbchen strömten, verhinderten das Verbrennen der aussenstehenden Enden dieser Stäbchen. Die Annahme, dass die Löcher zum Anhängen durch Schnüre gedient heben können, ist hinfällig, wenn man die Kleinheit der Löcher und die Höhe derselben am Rande im Vergleich zur Grösse und Schwere der Gefässe nament­lich wenn sie gefüllt sind erwägt.

Nun wollen wir dieBrandenburgs, zu ihrem Rechte kommen lassen und uns die nächsten Kultur-Perioden zunächst in der Mark Brandenburg ein wenig ansehen, wobei freilich die Hinweise auf andere Landesgebiete nicht zu unterlassen sind. Nordische Forscher (z. B. Worsaae und Montelius) nehmen an, dass etwa um 1000 Jahre v. Ohr. [oder früher; s. oben!] bereits der Norden mit dem Gebrauch der Metalle bekannt geworden sei. Für' die Mark Brandenburg dürfte (nach A. Voss u. G. Stimming, a. a, 0.) diese Zahl wohl zu hoch gegriffen sein; indes wird man immerhin auf das 56 Jahrli. v. dir. zurück­gehen können, auf grund der durch die gleichartigen norditalischen Funde einigermassen sicher datierbaren Gegenstände vom Hallstätter lypus, welche im Norden gefunden sind.

Der Name Hallstätter oder Hallstatt-Kultur lehnt sich bekanntlich an die Funde auf dem gewaltigen Flachgräberfelde des Salzberges bei Hallstatt im österreichischen Salzkammergute.Ungefähr in der Hälfte der Gräber fanden sich Reste unverbrannter, in derfandern Hälfte die Beste verbrannter Leichen; 525 Skeletgräber lieferten 342 Thongefässe, 455 Brandgräber 902 Thongefässe.*) Wo immer nun wir Funde an­treffen, welche diesem Typus entsprechen, stehen wir einer mehr oder minder einheitlichen, gewaltigen Periode gegenüber, in der neben der Bronze bereits das Eisen auftaucht.

Die Dauer der sogenannten Bronzezeit, in der man das Eisen noch nicht kannte, dürfte (nach M. Hörn es, a. a. O.) mit

*) M. Hörne s, Urgeschichte der Menschheit, S. 132.