Heft 
(1896) 5
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E. Lemke.

folgenden Zahlen ungefähr zu bezeichnen sein.Die erste Phase möchte etwa von 15001000 v. Chi, gewährt haben; die zweite Phase in Nord-Europa sicher bis 400 v. Chr.; in der Schweiz und in Ungarn wird dieselbe aber schon um 600 v. Chr. zu Ende gegangen sein.

In meinen bescheidenen Zeichnungen, werden Sie, geehrte Anwesende erkennen: wie sich die Übergänge von der Steinzeit zur Bronzezeit nachweisen lassen. Das am Rande durchlochte, rauh gemachte Gefäss aus Ostpreussen dem Pfahlbau im Tulewo-See entnommen leitet hinüber zu den gleichgeformten und gleicher Weise rauh gemachten Gefässe vom Urnengräberfelde bei Radewege, Kr. Westhavelland, Mark Brandenburg. Sodann haben Sie in den Abbildungen einige Formen und Ornamente vor Sich, welche Ihnen die reine Bronzezeit in der Mark veranschaulichen. Sie sehen ferner auf Tafel IV eine Buckelurne, d. h. ein Exemplar jener merkwürdigen Gefässe, welche durch eine lauge Zeit, nämlich bis in die vollentwickelte Eisen-Zeit, eine grosse Verbreitung erfahren haben und zu den charakteristischen Erkennungszeichen des hochinteressantenLausitzer Typus gehören, obgleich die Buckelgefässe ganz und garnicht auf die Niederlausitz beschränkt sind.Sie finden sich in einer breiten Zone von den Karpathen bis über die Elbe und legen durch ihre Nebenfunde die durch andere Einzelheiten gestützte Vermutung nahe, dass die Bevölkerungsgruppe, welche in der älteren La Töne-Periode (d. h. in der vollentwickelten Eisenzeit) ihre Handwerks­technik an der Havel und Elbe übte, in früherer Zeit weiter östlich sass, eine Annahme, die unsere Lausitzer Bronzefunde dann für eine noch ältere Zeit weiter südöstlich nach Ungarn fortleiten. *) Auf die Mannig­faltigkeit der Formen von Buckelgefässen sei hier besonders aufmerksam gemacht, indem das Märkische Museum und das klg. Museum f. Völker­kunde ungemein reich an dergleichen Thongerät sind. Zu den Buckel­urnen gesellen sich in der Niederlausitz sowohl in früherer wie in späterer Zeit unabsehbar viele verschiedenartige Thongefässe, eine ganze Küchen- und Speisekammer-Ausstattung vergegenwärtigend, auf die wir noch zurückkommen.

Von Funden aus märkischer reiner Bronzezeit seien sodann erwähnt die bei Brandenburg zu Tage gekommenen Urnen, welche z. T. Familien­gräbern entstammen. Die Gefässe sind meist mit Henkel versehen, kannen- oder topfförmig, von rötlich-braungelber Farbe, und zeigen teil­weise als Verzierungen wagerecht umlaufende Parallellinien, ferner Zickzack-Ornament, auch unregelmässig laufende, im rechten Winkel zusammenstossende, eiugeritzte Linien. Nicht unerwähnt sei das Vor­kommen des Deckels!**)

*) H. Jentech: Mitt. d. Niederl. G. f. A. u. U., 1887, H. III.

**) XXVI.XXVIII. J.-B. d. Hist. V. z. Brandenburg. S. 100.