Issue 
(1896) 5
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E. Lemke.

ersehen. Freilich werden dies allemal nnr bescheidene Arbeitsgefährte gewesen sein, die einzigen Wagen, die überhaupt existierten; Droschken und Hochzeitskutschen gab es damals sicherlich noch nicht.Die Über­einstimmung mit andern Zeichnungen an vorgeschichtlichen Gegenständen in weit entfernten Gebieten (,es sei hier nur an die ähnlichen Tierzeich­nungen auf Thonvierteln aus Hissarlik [Schliemanns Troja] erinnert) ist kein Grund zu der Annahme eines inneren Zusammenhanges, denn der Kunstsinn des Menschen fällt zeitweise von selbst auf eine bildliche Dar­stellung gewisser Tier- und Pflanzenformen, ebenso wie in der voran­gehenden Entwicklungsstufe bei den verschiedensten Völkerschaften dieselben linearen Verzierungen sich spontan bilden und' in analoger Weise weiter entwickeln können.

Ein Teil der sogenannten Bronzegräber der Mark Brandenburg ist (nach A. Voss n. G. Stimming, a. a. 0.) entschieden jüngeren Datums, als die Hallstätter Periode. Für die Bestimmung ihres Alters haben wir u. a. einen Anhalt an dem Charakter der Thongefässe, welcher ganz mit dem der älteren La Töne-Zeit übereinstimmt und den von Virchow zuerst so benanntenLausitzer Typus zeigt. Dieser uns in den Gräber­feldern der Lausitz in besonders scharf ausgeprägten, sehr mannigfaltigen und höchst vollendeten Formen entgegentretende Gefässtypus beginnt vermutlich mit der Hallstätter Periode. Er erstreckt sich nordwestlich bis an die Priegnitz, westlich bis nach Anhalt und Ost-Thüringen und in südöstlicher Richtung durch Sachsen, Posen, Schlesien und Böhmen bis tief nach Ungarn hinein. Einzelne Funde verwandten Charakters sind auch am Mittel-Rhein in Hessen, Baden und im Eisass vorgekommen. Da giebt es nun grosse und kleine bauchige Gefässe, ohne Henkel oder mit zwei kleinen, öhsenartigen Ansätzen, einhenkelige Kannen und Töpfe, flache Schalen, Näpfe, fassen- und flaschenförmige Gefässe, Becher, Nach­bildungen von Trinkhörnern, Räuchergefässe, Dosen und Kinder klappern.

% Alles Thongerät ist aus freier Hand geformt und je nach der Gebrauchs­

weise aus feinem oder gröberem Thon hergestellt und mehr oder minder sorgfältig verziert. Die Farbe ist gelblich oder rötlich, aber auch grau und schwarz. Manche Gefässe sind auch weiss oder rot gefärbt und (in sehr seltenen Fällen) farbig verziert. Dergleichen Stücke wurden bei Gr. Czetteritz. Kr. Landsberg (Mk. Br.), gefunden, ln Schlesien und Posen kommen sie häufiger vor. Die plastischen Verzierungen der Thon­gefässe bestehen entweder in vertieften Furchen oder aufgelegten Leisten und den eigentümlichen, bereits erwähnten Buckeln. Es hat den Anschein, als seien die Ornamente mit dem Modellierholz gefertigt. Vielfach wird zur Glättung der Oberfläche ein glatter Stein benutzt worden sein. Für die feineren Verzierungen reichte indes ein so unvollkommenes Werkzeug nicht aus, und man bediente sich wahrscheinlich kleiner Stäbchen aus Holz oder Knochen. Ebenso wie die Gräber der späteren Zeit ärmer