Issue 
(1896) 5
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Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik,

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anGefässen werden, so dass in der jüngeren La Tene-Zeit namentlich, sowie in der Römischen und Völkerwanderungs-Zeit das Grab nur eine Haupturne (mit der Asche) und ein Deckelgefäss, in der Völker­wanderungs-Zeit, meistens sogar nur eine Haupturne allein enthält, so nimmt auch die Mannigfaltigkeit der Gefäss-Formen allmählich ab. Wir sehen in der La Töne-Zeit die kleinen Beigefässe, die Tassen, Kannen und Krüge, Räuchergefässe, Becher und Trinkhörner wieder verschwinden und fast nur noch grosse topfförmige Gefässe und flache schalen- oder napfartige Deckelgefässe übrig bleiben. Die Formen werden einfacher, die Ornamente dürftiger und oft nachlässig ausgeführt. Zuweilen wird ein mehrzackiges Instrument angewandt, mit welchem die feineren Linien gezogen oder in den halb getrockneten Thon geritzt werden. In der römischen Kaiserzeit nahm dann aber die Töpferei doch einen bemerkens­werten Aufschwung, während sie in der darauf folgenden' Völkerwan­derungs-Periode abwärts geht. Die Gefässe der römischen Zeit haben sehr verschiedene Färbung. Von besonderer Schönheit sind die durch Berussung während des Brennens mit äusserst fein zerteilten Kohlen­stückchen völlig durchsetzten tiefschwarzen Gefässe. Die Masse ist gleich wie bei denen der früheren Zeiten ein grober, ungeschlämmter Thon, der innen und aussen eine feinere Schicht zeigt. Letztere ist oft durch Bewerfen mit scharfem Sande nachträglich stellenweise wieder rauh gemacht, wesentlich zu ornamentalen Zwecken. Vasenförmige Gefässe kommen neben flaschenförmigen, Fussbechern neben Henkelbechern vor.

Jetzt sind wir bei der einheimischen vorgeschichtlichen Töpferei zu dem Zeitpunkte angelangt, da sich das sogenannteHakenkreuz oder Swastika als ein Bindeglied mit südlichen Külturländern bemerkbar macht. (A. Voss u. G. Stimming, a. a. 0.) Wir werden dieses Ornament gleich näherer Betrachtung unterziehen; doch vorher sei auf die beiden Zeichnungen (Tafel XI) aufmerksam gemacht, welche das von unserm verehrten Herrn Vorsitzenden Geh. R. Friedei durchforschte Gräberfeld von Wilhelmsau, Mark Brandenburg, angehen. In der darauf bezüglichen Schrift heisst es (S. 37):Es tritt bei Wilhelmsau die kultur­geschichtliche Eigenart überaus merkwürdiger, von allen vorgehenden wie nachfolgenden Epochen klar unterschiedener Sitten und Gebräuche, sowie an der Hand der z. T. wiederum ganz eigenartigen, bei allen älteren Kulturstätten nicht beobachteten Eisenindustrie und Töpferwaare die Thatsache ans Licht: dass es sich hier um die jüngsten Spuren der altgermanischen Bevölkerung unmittelbar vor dem Eindringen der

Slaven handelt. _ Dieses germanische Gräberfeld aus der Zeit der

Völkerwanderung in der Mark Brandenburg gehört zu denBrand- plettern, welche sich von Norwegen durch einen Teil von Schweden nach Bornholm - wo diese Gräber am zahlreichsten sind - bis zu unsern Ostseeküsten hinziehen. Von einer Beschreibung der inter-