Issue 
(1896) 5
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E. Lemke.

essanten Nebenumstände muss hier selbstverständlich Abstand genommen werden.

Neben dem vorhin erwähnten Ornamente dem einfachen Haken­kreuz zeigen sich nunmehr alle Arten der Verzierungsweise, welche da, wo der Mäander sich selbstständig entwickelt hat, letzterem als Vor­stufe voraufgehen oder nach ihm angewendet werden. Es kann deshalb beim Mäander selbst nicht mit Bestimmtheit behauptet werden, dass auch dieser ein aus andern Kulturkreisen eingeführtes Ornament sei. (A. Voss u. G. Stimming, a. a. O.)

Aus der grossen Zahl der Betrachtungen des Hakenkreuzes, des Mäanders, des Sonnenzeichens, des Triquetrums, des Radornaments u. 8 w. will ich in Kürze einige hervorheben.

Zunächst sei das Sonnenzeichen erwähnt. Es ist dies ein millionenfach wiederkehrendes Ornament, das die Menschen wohl zu allen Zeiten und an allen Orten verwandten, so dass ein grosser Teil der Forscher es als ein ganz zufälliges, gar nichts bedeutendes ansieht, indes andere ihm eine wohl überlegte Bedeutung nachsagen. Es besteht aus einem einfachen oder mehrfach gezogenen Kreise, in dessen Mitte ein Punkt sich befindet. Man trifft es auf zahllosen Gegenständen, sogar auf Felswänden (auf den Bilder- und Schalensteinenen von Venezuela). Sowohl in prähistorischen wie in ethnologischen Sammlungen begegnen wir dem kleinen Ornament sozusagen auf Schritt und Tritt.

Die Sonne, die urewige Lebensspenderin, erfuhr allerdings ausser­ordentliche Berücksichtigung, wo es sich um Ornamentik handelt, die dem Symbolischen sich anschliesst. Da gilt nun das Triquetrum, d. h. die angedeutete Darstellung dreier laufenden Beine, als Sinnbild der rollenden Sonne. An vorgeschichtlichen Gefässen Schlesiens steht diese Verzierung genau auf den Stellen, auf denen früher bei ähnlichen Gefässen ein wirkliches Sonnenbild angebracht wurde. Das Triquetrum kommt ebenfalls zu allen Zeiten und in weit von einander entfernten Ländern vor. Es hat sich z. B. in Lykien und Syrien unverändert er­halten, in Form von drei halbrunden Linien, welche von einem gemein­samen Mittelpunkte ausgehend, einander in gleichen Abständen folgen.*)

Das Triquetrum führt uns u. a. zum Radornament.Als das grossartigste Werk wird in der primitiven Periode der vedischen Arya dasSpeichenrad genannt. In der That bedeutet der Bau des Speichen­rades für den Naturmenschen einen gewaltigen Schritt vorwärts. Im Rigveda ist das Rad mit seinen Speichen, von denenkeine die letzte ist, und sein Bau ein beliebter Vergleich und ein oft ansgeführtes Bild. Den vielgepriesenen Indra heisst es Rigvedra 7, 32, 20,biege ich durch das Lied hierher, wie ein Wagner einen Radkranz aus gutem Holze

*) Verh. ö. B«rl. G. f. A., E. u. U., 1886, 8. 277.