tmt
i.::
~m.
Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik.
459
biegt“ oder (Qakra) „den Blitz in der Hand, herrscht über alle Menschen, wie ein Radkranz die Speichen umfasst,“ Rigv. I, 32, 35. Das Rad bleibt für die indische Kulturwelt des Altertums bis in die Neuzeit hinab das Symbol geheimnisvoller Macht, das Thema zu grossartigen, poetischen Vergleichen. Die Buddhisten nahmen das Rad geradezu als Abzeichen ihrer Religion.“*) — Wie eigentümlich muss es uns berühren, und zu welchen Kombinationen können wir geführt werden, wenn uns das Radornament auf Scherben und Gefässen aus unserer einheimischen Vorgeschichte in den Weg kommt! An der Hand von verbürgten Funden sind wir gewöhnt, dies Ornament als slavisches zu betrachten, besonders wenn es in Gesellschaft der charakteristischen „Wellenlinien“ auftritt. Und dass es nicht nur der Vorgeschichte angehört, beweisen die auf Tafel XII zum Vergleiche veranschaulichten, radähnlichen Ornamente von böhmischen Topfböden, welche bereits ins 13. Jahrh. unserer Zeitrechnung hineinreichen.
Das Hakenkreuz hat allein eine ganze Litteratur geschaffen. Es ist ein Kreuz mit vier gleich langen Armen, welche je an ihrem Ende einen Haken erhalten haben. Die Haken, von links nach rechts weisend (oder umgekehrt), entsprechen beständiger Bewegung; und so ward das Hakenkreuz — in dieser Bewegungsrichtung ein glückbedeutendes Ornament — das Sinnbild des ewig laufenden Zeitenrades, ein Sinnbild der höchsten Gottheit. **) „Wir finden die Fusstapfen (Buddhas) mit dem Zeichen des Rades oder mit dem Swastika (= Hakenkreuz) als Symbol Buddhas.“***)
Auch nur flüchtig kann ich Ihnen, geehrte Anwesende, den Mäander vorführen. Sie sehen hier, wie sich die Elemente vom Hakenkreuz und Labyrinth- Linie gemeinsam nachweisen lassen! Der^Mäander wird vielen von Ihnen auch als ä la grecque-Muster bekannt sein; und schliesslich kennen Sie alle ihn von chinesischen Artikeln her. („Mäander“ wird von Müller und Mothes, 111. arch. W.-B., abweichend erklärt.)
Es liesse sich in unabsehbarer Mannigfaltigkeit noch lange, lange von Thongefässen und Verzierung derselben reden. Dankenswert wäre z. B. ein längeres Verweilen bei den hochinteressanten „Hausurnen“, welche uns ein Bild uralter Wohnhäuser liefern. Was wäre nicht wenigstens zu streifen, wenn wir der gewaltigen Schliemann’schen Funde gedenken! Welche Bilder erstehen vor unserm innern Auge bei den Beweisen des Ileraufdämmerns einer Kultur, die die Kindheit unserer gegenwärtigen resp. den Übergang zur schriftlich beurkundeten Heimatsgeschichte bedeutet! — An Heerde, Kamine und Öfen, an Spinnwirtel,
*£>|
*) A Grünwedel, Büddh. Kunst in Indien. (Handb. d. K. Mus. z. Berlin) 8. 6.
**) C.-Bl. d. d. G. f. A., E. u. U., 1892, S. 35.
***) A. Grünwedei, a. a. 0., S. 120.