Vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik.
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haben, wie Treuerus (Gottfried Treuer) berichtet, die Meynuug, dass die Milch in dieser Art Töpffen besser raffe und viel fettere Butter gebe. Sie nennen sie deswegen Milch-Töpffe. Denen jungen Küchlein setzen sie in solchen Scherbein das Wasser vor, und bilden sich abergläubisch ein, dass sie nicht so leicht krank werden, wenn ihr junges Yieli daraus ge- träncket wird, sondern es nehme von Tage zu Tage mercklich zu. Wenn man die Saat, welche der Erden an vertäuet wird, aus diesem Topffe ausstreuet, so soll das Wachsthuin'um so viel besser fortgehen, die Aehren voller werden und hoch in die Höhe schiessen, so, dass man sich auf eine reiche Ernte eine unerträgliche Hoffnung machen könne. — Diejenigen Medicos, welche aus denen Asch-Töpffen und dero Scherbein, aus der Asche der Verbrennten und denen noch wenigen Knochen eine Artzeney für gefährliche Krankheiten zuzurichten sich getrauen, wird man wohl mit Recht in die Gesellschaft der Abergläubischen verweisen können. — Im Herzogthum Cleve und in der Chur-Marck Brandenburg sollen gläserne Urnen sehr häuffig hervorgezogen seyn.“
Letztere sind dann freilich nicht Töpfer-Arbeit gewesen; aber an diese Notiz und an die vorhergenannte Benutzung der Graburnen muss man das aufrichtige Bedauern knüpfen: wie grosse Einbusse das Märkische Museum und andere Sammlungen erfahren haben werden.
Im Monatsheft „Brandenburgia“ 1894 No. 5 brachte 0. Pniower ganz ähnliche Nachrichten über einstige Beurteilung vorgeschichtlichen Thongeräts aus dem 17. Jalirh., wo es sich um den geborenen Altmärker Hans Sehultze, genannt Johannes Prätorius, handelt. Daran mag sich eine Mitteilung lehnen, welche ich P. L. Berckenmeyers „Neu vermehrt, curieus. Anthpiarius“ (1712—81) entnehme: „Bei der Stadt Lübben in der Niederlausitz findet man in der Erde selbstwachsende Töpfe mancherlei Gattung. In den Pfingsttagen sind sie nur ellentief in der Erde; im Winter, Herbst und Frühling hingegen bis 20 Schuh tief. Sie sind anfänglich weich, eben, als wenn sie erst von des Töpfers Drehebank wären abgesetzet worden; wenn sie aber nur eine kleine Zeit an der Luft gestanden, so werden sie hart; jedoch muss man sie, wenn sie noch weich sind, nicht mit den Händen anrühren, sonst zerfallen sie wie Asche und Staub.“*)
Eine solche vorsichtige Behandlung ist übrigens sehr berechtigt und sei hier jedem Neuling unter Ihnen, geehrte Anwesende, empfohlen, falls er durch Zufall in die Lage käme: vorgeschichtliche Töpferei und Ornamentik an Stücken zu studieren, die noch bis dahin im Schoosse der Erde ruhen durften;.er liefere daun, bitte, diese Stücke an ein ein-
yergi. „Brandenb.“ 1892 No. 4 (Buchholz).