Issue 
(1896) 5
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\V. v. Schulenburg.

lagen. Ich nahm an, dass sie in der Entfernung und bei der nebligen Luft so geschimmert hatten und die Bewegung erhielten, weil ich selbst, wie jeder Mensch den Kopf unmerklich bewegte und von den Augen die Bewegung auf den Gegenstand sich überträgt. .letzt aber halte ich nicht für unmöglich, dass es doch Irrlichter waren.

Von nun an sah ich mir bei Tage eine bestimmte Stelle aus an einem leicht erkenntlichen Baum und klemmte dann am Abend den Kopf zwischen Ast und Stamm, so dass die unwillkürliche Bewegung aufhörte. Ich sah dann öfter, meiner Erinnerung nach gelbe Lichter, die an Wasser-Gräben oder Pliessen entlang kamen und sich in grader Linie fortbewegten. Weil sie aber weit waren und ich nicht nahe heran­konnte, will ich annehmen, dass es immer Menschen waren, die mit der Laterne gingen ihrer Sicherheit wegen in der Dunkelheit. In einem oder mehreren Fällen waren es zweifellos Menschen. Aber dann sah ich eines Nachts, da, wo Irrlichter sein sollten, eine Menge Lichter, als gingen viele unsichtbare Wesen mit Laternen hin und her. Immer mehr wurden es. Es war ein ganz wunderbares Schauspiel, ich konnte mich gar nicht davon trennen und habe ihm lange in reger Spannung zugeschaut. Zuletzt kam es mir selbst fast vor, als hätte eine Geisterschar da Zu­sammenkunft. Ich ging in dieser Nacht nach Hause mit dem Gedanken : Es giebt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich Eure Schul­weisheit nichts träumen lässt. Die Lichter selbst waren gelblich meiner Erinnerung nach, etwa wie von Laternen. Es waren einige Häuser in der Gegend, aber von den wenigen Fenstern konnten nicht die vielen Lichter sein. Ich will indessen auch diesen Fall noch ausscheiden als unsicher, weil ich immer noch in weiterer Entfernung mich befand.

Im folgenden Sommer und Winter wohnte ich bis Weihnachten in einer entgegengesetzten Wichtung des Spreewald, wo überall viel Wasser und niedriges, feuchtes Land war. Nicht allzu weit von meiner Be­hausung sollten Irrlichter regelmässig in den dunklen Nächten vor Weih­nachten erscheinen. Wie denn davon geschrieben steht in meinen Spree­waldsagen (Seite 109):Bei Zarnops an der neuen Spree giebt es noch Bude. Früher waren es ihrer neun (zehn), jetzt sind es blos noch drei, die kommen da in den Tagen vor Weihnachten. Wer weiss, was es da noch mal für Unglück geben wird!

Das also war meine Gegend.

Zu der Zeit waren die Page trübe, die Nächte finster und neblig. Da, wo früher die neun, jetzt die drei Irrlichter sein sollten, sah ich nichts. Doch an anderen Stellen, auch dort in der Gegend, wo die Bewohner nach ihrer Aussage Irrlichter gesehen hatten, stellte ich mich in der Dunkelheit auf und ich hatte die Freude: ich sah Irrlichter, und zwar an verschiedener Stelle, jedesmal eins. Ihr Anblick war für mich im höchsten Masse anziehend. Es waren kleine bläulich schimmernde