Issue 
(1896) 5
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Die Irrlichter und Irrwische.

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Lichtchen. Das letzte Mal als ich ausging, Irrlichter zu sehen, hatte ich ein solches allem Anschein nach näher vor mir. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Es war, wie auch vorher, ein bläuliches Licht, keine helle Flamme, alles nur Schimmer. In der Mitte war der Lichtkern, nach oben und unten verlief sich das Licht. Ob aber der Lichtschimmer nach unten ebenso weit sich ausdehnte wie nach oben, ist mir nicht mehi- erinnerlich. Die ganze Lichterscheiming hatte etwa die Gestalt wie ein Wisch, sie war länglich schmal, nicht breit, keineswegs im Umriss gleich einer Flamme, sondern alles nur ein Schimmer, auch der Lichtkern zeigte kein helles klares Licht, sondern war auch nur schimmrig. ln wie weit die neblige Luft hierbei mitwirkte, kann ich nicht beurteilen. Sicherlich aber wird durch sie jedes entferntere Licht gebrochen. Das Irrlicht bewegte sich von oben nach unten auf und ab, doch nur wenig, und ebenso seitwärts, rechts und links, allein noch weniger. Es blieb aber iihmer auf demselben Fleck, es wurde nur wie von einem Luftzug- bewegt. Soviel ich in der Finsternis erkennen konnte, schwebte es frei in der Luft, nicht unmittelbar über dem Erdboden, aber nicht hoch, meiner Erinnerung nach vielleicht (? P) ein oder zwei Fuss. Wie schon erwähnt, war es dem Anschein nach nahe vor mir. Doch wagte ich in der Finsternis nicht auf dasselbe zuzug-eben, weil Wasser da war und ich keine Blendlaterne mehr bei mir trug, wie im vorigen Jahr. Ich glaube, ich habe fast eine Stunde dem Irrlicht gegenüber gestanden, mit voller Sicherheit aber kann ich eine halbe Stunde sagen. Es war mir eine zu anziehende Erscheinung. Als ich schliesslich wegging, schwebte das Irrlichtchen noch immer auf und nieder. Dann bin ich nicht mehr auf Irrlichter ausgegangen.

Ich kann demgemäss als Augenzeuge bestätigen, dass es Irrlichter giebt. in unsrer Landschaft. Wenn so wenig Naturforscher, überhaupt Städter, so selten nur welche gesehen haben oder niemals, so ist das leicht erklärlich. Wer kommt in solchen finsteren Nächten in dieser Jahreszeit durch solche Sumpfgegenden! Wenn aber Naturforscher den Irrlichtern mit Eifer nachforschen würden in Sumpfgegenden, würden sie sicher auch welche sehen und ihr Dasein nicht mehr bestreiten, vorher aber sollten sie bei unserem Landvolke, bei den Alten, zu Rate gehen, dieser unerschöpflichen Quelle in solchem Wissen nnd in jeglicher Art volks­tümlicher Erkenntnis.

Da ich hier von den Irrlichtern rede, kann ich nicht unterlassen, noch einer merkwürdigen Lichterscheinung zu gedenken, die ich im Oberspreewald sah. Es mag im Winter des Jahres 1877 gewesen sein. Es lag nur wenig Schnee und war trocknei Frost. Non einem Ausfluge Heimkehrern!, überschritt ich, meiner Erinnerung nach bei Beginn der Dämmerung, eine Bank, die über einen Spreearm oder breiteren Wasser­lauf führt. An diesem schmalen Brettersteg war das Geländer zum