466
W. v. ficlmlenburg.
Teil abgebrochen. Wie ich oben über demselben wegschritt, also mitten über dem Wasser war, sah ich plötzlich unmittelbar vor mir in Brusthöhe eine wunderbare Erscheinung. Es sah etwa aus, als wenn zwei feurige Glastafeln in der Luft schwebten, so zwar, dass die zweite hinter der ersten mit dem Bande etwas Vorstand. Die Erscheinung zuckte in der Luft so vor mir hin, als wenn mit der Zauberlaterne ein Bild auf die Wand geworfen wird. Aber am merkwürdigsten war mir, dass sie viereckig erschien, etwa einen Kuss im Geviert. So sah ich sie einen Augenblick und wandte mich sofort um, weil ich dachte, hinter mir möchte vielleicht ein Haus plötzlich aufbrennen von einem entfernteren Gehöft und das Erschaute allenfalls ein Widerschein des Feuers sein oder jemand mit einer Laterne hinter mir folgen. Aber nichts von alledem. Als ich mich dann wieder nach vorn wandte, war die Lichterscheinung verschwunden, und alles wieder wie sonst.
Obwohl ich nun viel an Hie merkwürdige Erscheinung dachte, erzählte ich docli niemand im Spreewald davon. Denn ich galt schon einigennassen als „kluger Mann“, im besondern als einer, der die schwere Kunst „konnte“, Zahnschmerzen wegzubringen und wünschte nicht in meinem Kufe noch zu steigen, meine „Medizin“ sollte nicht noch grösser werden, um in der Sprache der Rothäute zu reden, denn ich wollte nicht bei den wissenschaftlichen Ärzten der Umgegend in den Verdacht des unlautern Wettbewerbs kommen.
So war längere Zeit vergangen, als ich eines Abends wieder in der weiter entfernten schwarzen Ecke auf dem Töpferberg bei dem genannten alten Schichan war. Es hatten sich verschiedene Wenden dort eingefunden und wurde mancherlei gesprochen. Besonders war die Rede vom Pion, dem feurigen Drachen; der eine gab dies, der andere das zum Besten. Zuletzt fragte man mich, ob ich noch nicht den feurigen Drachen gesehen hätte. Ich sagte: „Nein,“ aber etwas Feuriges hätte ich auch mal gesehen und erzählte min mein Abenteuer auf dem Brückensteg. „Ha,“ riefen da alle, „das war der Pion, den haben Sie nur nicht gesehen. Der ist oben geflogen und unten das war der Widerschein. Das ist ja auch die Pionbank.“ „Warum Pionbank?“ fragte ich. „Na, da sitzt immer der Pion auf der Erle neben der Bank. Das kann man deutlich sehen, die ganze Rinde ist da von dem Aste abgekrallt.“ Am nächsten Morgen hatte ich nichts Eiligeres zu thun, als nach der Plon- bank zu gehen, um am hellen lichten Tage zu sehen, ob wirklich der Pion da die Rinde abgekrallt hätte. Und in der Tliat sah ich deutlich, fehlte auf einem grossen Aste, nahe dem Stamm, die Rinde, als hätte sie ein grosser Vogel beim häufigen Sitzen abgekrallt. Noch muss ich bemerken, dass nicht weit von dieser Bank ein Bauernhof liegt, der dem „reichen Barthel“ gehörte, dessen drei schöne Töchter damals das Entzücken fremder Besucher bildeten. Von diesem „reichen Barthel“ oder