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W. v. Scholenburg.
ich so dumm war an Geister zu glauben. Denn er hat uns belehrt von Kindheit, dass wir uns nicht sollten fürchten, sondern die Sachen natürlich ansehen. Von da an war mir der Mutwille vergangen, die Gross- mutter zu necken; ich hab’s aufgesteckt gehabt.
In den Jahren 1834—1836 ging ich, siebzehn Jahre alt, in einer Nacht den Weg von Zell nach Balzhofen (Balzerhofen). Der Mond hat etwas geschienen und der Himmel war bedeckt. I)a sah ich im Schlat. ein Irrlicht auf mich zukommen. Denn sie stehen auf und kommen ganz schnell auf einen zu. Ich wusste auch, dass sie aasweichen durch den Luftzug oder Luftdruck, wenn man auf sie zugeht. Auf eine Entfernung von ungefähr 8—10 Fuss hielt es still. Es war ein ungefähr 2 Zoll langes Licht, wie wenn man eine Unschlittkerze brennt, und hlassrot. Das Irrlicht ist ganz stiit, nicht bald heller, bald dunkler. Ich wollte es näher untersuchen und nahte mich ihm ganz langsam, gleichsam schleichend, um es durch den Luftdruck nicht zu verjagen. Auf eine Nähe von ungefähr 2—3 Fuss, dann fuhr es plötzlich mir an meine Brust, ohne im geringsten zu brennen oder einen Geruch von sich zu geben oder mich zu verletzen, und ist verlöscht. Erst andern Tags bemerkte ich einen etwas gelblichen Flecken auf meinem Radine-Wammscht*) gleich einem Ölflecken, ohne Geruch. Der Fleck ist geblieben, garnicht weggegangen beim Waschen, durch wenige Seife nicht ’rausgegangen.“
Soweit Joseph Niethammer.
Es war im September 1889, ein klarer Herbstabend und die Nebel zogen aus den Wiesen, wie man sagt: „der Fuchs braut.“ Dann wurde es dunkel und die Sterne schienen. Zu dieser Zeit fuhr der Freiherr Edmund von Werthern von der Stadt Sorau**) nach Bogendorf. Vor Bogendorf liegt Beinsdorf und bei Beinsdorf dehnt sich nasses Gelände aus. Zwischen Gross-Hennersdorf und Beinsdorf, seitwärts vom Wege, liegt der beinsdorfer Kirchhof. Hier, im Vorbeifahren, der Wind kam ihm im Rücken, in der Gegend vom Kirchhof oder wahrscheinlicher auf dem Kirchhof selbst, bemerkte der Freiherr ein blaues Licht, das auf und niederstieg und mit dem Winde fortschwebte. Dann ging es nieder, mit einem Male war es verschwunden. Es schwebte etwa 2—3 Fuss hoch in der Luft.
Ähnlich wie vom Busch des Niethammer wird berichtet in den heiligen Büchern der alten Juden. Es war auf der arabischen Halbinsel in den Jahren 1500—1600 vor Christus. Moses hütete die Schafe von seinem Schwager und trieb mit der Herde in die Nähe eines Berges. Da sali er eine feurige Flamme aus einem Busch brennen. Er sah, dass der
*) Ein Winterkleid aus einer Art Filz, ein „kurzer Arbeitsrock von besonders rauhem Zeug. Dies Zeug wird in Würtemberg gemacht.“
**) Sorau ebenso wie Gross-Hennersdorf liegt in der Niederlausitz, in der Mark; Bogendorf im Kreise Sagan und Beinsdorf im Kreise Rothenburg in Schlesien.