Die Irrlichter und Irrwische.
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Busch in Feuer lohte und doch nicht verbrannte. Das war ihm so wunderbar, dass er näher ging. Immer also sind es Menschen, die viel im Freien sich aufhalten, die solche Erscheinungen sahen; Hirten, Fischer, Bauern.
In den letzten Jahren lernte ich im Kreise Teltow, also in der Mark Brandenburg, in der Kummersdorfer Forst eine sehr versteckte, wahrhaft märchenhafte Waldwildnis kennen. Nähere Mitteilungen über dieses Waldinnere von einer wunderbaren Schönheit habe ich in meinen Altertümern aus dem Kreise Teltow*) gemacht. Leider ist trotz aller Fürbitten bei dem nächst beteiligten Forstbeamten die ganze Schönheit vernichtet worden. Als ich im Frühjahr des vergangenen Jahres diese Stätte wieder aufsuchte, war alles niedergehauen. In jener Waldwildnis waren eine Anzahl schwarzer Wassergraben, und in einer von ihnen weichten Landleute aus dem nahen Alexanderdorf ihren Flachs.' Nun traf es sich zu der Zeit, als ich öfter stundenlang in dem Waldinnern zubrachte (1895), dass der Flachs herausgenommen wurde. Dabei wurde der schlammige moddrige Boden sehr aufgerührt. Ich sah dann nachher, wie auch an den folgenden Tagen, immer Luftblasen von unten durch den Modder aufsteigen, die oben über der schillerndeu Wasserfläche platzten. Ich dachte mir, dass, wenn man ein brennendes Streichholz an diese Gasblasen hielte, sie wohl brennen möchten. Da ich aber nicht Händler bin, vergass ich an jedem der kommenden Tage mir Streichhölzer mitzunehmen. In der Zeit darnach fand ich in Berliner Tageszeitungen folgende Mitteilung: „Brennendes Wasser. Aus Alt-Ottenhof in Kurland wird über eine überraschende Entdeckung berichtet, die ein Bauer zufällig gemacht hat. Bei seiner Flachsweiche stehend, deren Oberfläche aus irgend einer Ursache — wohl durch Herausnehmen des geweichten Flachses — mit Schaum bedeckt war, zündete der Mann seine Pfeife an und warf das Zündhölzchen ins Wasser. In demselben Augenblicke stand die ganze Oberfläche der Flachsweiche in Flammen, die mit starkem Knattern und Knistern brannten. Der Bauer schäumte dann das Wasser mehrerer Flachsweichen und zündete die daraus aufsteigenden Gase an. Es ist namentlich nachts ein ganz zauberhaft schöner Anblick wenn die roten und blauen Flammen mit starker Detonation plötzlich’hoch aufzucken und die ganze Wasserfläche bedecken. Von neuem geschäumt, brennt dieselbe Flachsweiche immer wieder und zwar am längsten und schönsten, wenn das Flachs etwa drei Tage in derselben gelegen hat.“
Ebenso brachten die Zeitungen später folgende Mitteilung über Sumpfgase: „Über Sumpfgasbildung unter dem Eise schreibt der hervorragende Chemiker Ira Remsen in Baltimore der „Science“ folgendes:
*) Archiv der Brandenburgs. Berlin, 1897.