Issue 
(1896) 5
Page
474
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

474

W. v. Schulenburg.

Ein interessanter chemischer Versuch, der mir Ranz neu war ; wurde kürzlich von einer Gesellschaft Schlittschuhläufer in der Nachbarschaft von Baltimore angestellt. Die Schlittschuhläufer befanden sich auf einem grossen künstlichen See, auf dem sicli sehr klares Eis gebildet hatte. An verschiedenen Stellen bemerkte man weisse Flecken im Eise, die wie einer der Anwesenden zu mir sagte, Luftblasen anzeigten. Einer bohrte ein Loch durch eine dieser weissen Stellen, hielt eine Flamme an das Gas, und dieses entzündete sich. Man machte darauf weitere Versuche und fand, dass durch Bohren eines kleinen Loches durch eine dieser weissen Stellen eine lange, dünne Flamme erhalten werden konnte, die einige Zeit hindurch brannte. Das Gas war natürlich Sumpfgas, das sich durch Zersetzung der Pflanzenstoffe auf dem Grunde des Sees ge­bildet hatte. Das geschilderte Verfahren, die Bildung dieses Gases in der Natur nachzuweisen, ist vom ästhetischen Gesichtspunkte eine grosse Verbesserung gegenüber dem gewöhnlichen, in den Lehrbüchern an­gegebenen Verfahren, das darin besteht, dass man den Grund eines stehenden Gewässers mit einem Stock aufrührt und das an die Ober­fläche kommende Gas aufsammelt. Eislaufteiche, die durch Naturgas beleuchtet werden, gehören für die Zukunft in das Bereich der Mög­lichkeiten.

Diese Angaben zu beurteilen muss allerdings jedem Leser über­lassen bleiben.

In meinen Spree waldsagen*) habe ich folgende Erzählung gebracht: Mal fischten drei Mann in einer nebligen Nacht. Da sahen sie in der Ferne ein Licht und fuhren näher, es zu untersuchen. Wie sie heran­kamen, sahen sie einen alten Mann von eckiger Gestalt, der hatte einen langen Bart und trug ein Licht auf dem Kopfe. Da gingen sie ganz nahe heran, und es war ein Leuchtwürmchen, das sass auf einer hohen Distelstaude, und Spinnweben hingen herum. Die Namen der drei Männer wurden mir damals noch genannt. Es ist meines Wissens in letzter Zeit die Leuchtfähigkeit der Glühwürmchen Gegenstand ein­gehender wissenschaftlicher Untersuchung von gelehrter Seite gewesen. Freilich leuchten unsere Glühwürmchen nicht so stark wie die des Südens, ln dieser Hinsicht brachte der englische Graphic**) eine denkwürdige Mitteilung. Ein Dieb auf Java hatte sich eine Lampe gemacht aus einem Stück Holz, dies in der Mitte ausgehöhlt und mit einem Deckel versehen, der leicht nach rechts und links beweglich war. In die Höhlung that er eine klebrige Masse und da hinein verschiedene Glühwürmchen. Ausserdem hatte er ein Stück Bambus, mit dem er seinlebendes Licht ergänzte. So verbarg er sich in der Stadt Jokja in den Häusern und

*) Seite 113.

**) The r raphic. London, 20. Januar 1894.