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W, v. Schulenburg.
annehmen, (lass in (len Berichten von der Milchhirse und dem Dreier Erinnerungen an Opfergaben sich erhielten, die die Leute in alter Zeit diesen Geistern der Sümpfe darbrachten. Darum konnte auch die alte Frau Henkel in Christinendorf sagen von den Irrlichtern: „Die haben uns nicht wollt leiden da.“ Es war den Sumpfgeistern nicht recht, dass sich da ohne weiteres jemand auf ihrem Grund und Boden häuslich niederliess. Ebenso wie man nach alten Volks-Berichten bei grossen Brückenbauten die Zustimmung der Fluss- oder Wassergeister durch ein Menschenopfer erkaufen musste.
Wie sehr man die Irrlichter als Geister mit menschlichem Willen sich vorstellte, zeigt die Thatsache, dass sie noch heute in der Mark, bis fast an Berlin heran, Lüchtennändre heissen, das heisst, Männchen, die leuchten. Noch vor zwanzig Jahren kannte ich einzelne alte Leute im Oberspreewald, die diese Lichtennännchen genau in ihrer äusseren Erscheinung beschreiben konnten.*) Wenn der Lüehtermann des Spreewald, dort Bud genannt,**) ein blaues Röckchen anhat, so deutet das vielleicht auf das bläuliche Licht desselben, andererseits kann es auch ein Abbild der Männertracht einer gewissen Zeit sein, denn die äussere Ausstattung der Geister, durch die Vorstellung der Menschen, folgt- in vieler Hinsicht der Zeit. Früher hatte man im Spreewald Laternen von Kuhhorn oder wenigstens mit einer Hornscheibe in der Thüre.***) Sie gaben ein rötliches Licht, wie ich mich selbst durch den Augenschein noch überzeugen konnte. Sie wurden auch Budlaternen genannt, weil es aussah, als wäre es ein Irrlicht, wenn jemand mit solcher Laterne im Finstern ging. Davon wussten vor zwanzig Jahren noch alte Leute zu berichten, jetzt wird kein Lebender mehr davon wissen.
Der Beobachter Joseph Niethammer teilte mit,f) dass am andern Morgen nichts verbrannt war an der Dornenhecke, wo er in der Nacht den Irrwisch leuchten sah. Ähnliches habe ich früher im Spreewald von alten kundigen Leuten sagen hören. So iischten einmal zwei Mann, der alte Barthel und ein anderer, Namens Schmidt, in der Schrebeniza. Am Ufer war ein kleines Lichtchen, das leuchtete. Schmidt besprengte es mit Wasser, aus Übermut. Da verlor sich das Licht und leuchtete nicht, mehr. Auf einmal war ein grosses Feuer hoch über den Elsen, alles stand in Flammen. Als beide am andern Morgen wieder da in die Fische fuhren, war nicht ein Blättchen verbrannt, ff)
Ein gewisser Jarick sah mal auf dem Schlossberg zu Burg einen Busch brennen und konnte jeden Zweig sehen, das war um Mitternacht. Am andern Morgen war nichts verbrannt, ftt)
*) W. S. S. 109. **) Blud = Irrlicht, zu Burg gesprochen bud, sonst weiterhin blud. •**) Vergleiche mein: Spreewaldhaus in der Zeitschrift für Ethnologie. Berlin, 188fi S. 136. Eine alte Laterne mit Homscheibe aus dem Spreewald wurde von mir dem Märk. Museum übergeben. •}■) Vergl. hier S. 470. fi) Wend. Sag. 120. iit) Ebenda S. 209.