Issue 
(1896) 5
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Die Irrlichter und Irrwische.

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Es wurde früher im Spreewald, aber auch noch zu meiner Zeit viel von Flammen erzählt,*) die da thatsächlich erschienen sind dem Anschein nach, oder angeblich sich zeigen sollten. Diese Flammen haben allerdings meist andere Beziehungen, aber es scheint nicht fraglich zu sein, dass manche von den Lichtern in den Sagen vom Nachtjäger und vom Nyx als Irrlichter aufzufassen sind. Das spielt oft in einander über.**) Denn die Leute, die meist derlei sahen, waren Fischer, die bei Nacht tischten und dabei im Kahn auf dem Wasser waren oder im Wasser standen, während zu den Seiten sumpfiges Land lag.

Nur eine Sage wusste im Spreewald zu erzählen, dass ein Irrlicht schwer an Masse war. Es fischte ein Mann***) und wie er blumbaute, f) fing an am Ufer ein kleines Lichtchen zu leuchten. Da wollte er es mit der Bluiubaua schlagen und sprengte immer Wasser darauf und das Licht wurde immer grösser. Zuletzt wollte er es mit der Plumbaua ins W asser wälzen, aber das Lichtchen wälzte sich nicht ins Wasser, sondern in seinen Schering , ff) Da hatte er viel zu thun, so schwer war es. Mit Mühe kriegte er es aus dem Schering wieder heraus. Dann wälzte es sich in das Steuer f ff) und wirtschaftete so, dass er glaubte, kein Tropfen Wasser wäre mehr darin. Vor Schreck liess er dann alles im Stich und lief nach Hause und sagte zu seiner Frau:Ich bin so er­

schrocken, der Teufel ist mir in den Käscher gesprungen. Am andern Morgen früh war so viel Wasser im Kahn, als er eingeschöpft hatte, und alle Fische. Es hatte nur so geschienen, als ob er wäre ausgeleert worden.

Über die Masse, die Stoße, aus denen die Irrlichter bestehen sollen, sind mir nur drei Nachrichten aus Volksmunde bekannt geworden.

Dem Josepf Niethammer flog das Irrlicht an die Brust und hinter- liess einen Ölfleck auf seinem Wamins (Seite 472).

Wie Ilantsche Hano berichtet, fand nach der Volkserzählung einst­mals ein Müller einen Gallert ähnlichen Klumpen auf dem Windmühlen­flügel da, wo das Irrlicht auf ihm geleuchtet hatte (S. 467).

Ich hörte aus Drachhausen, einem Dorf in der Lausitz, dass der Blud§) den voll Schleim §§) macht, der ihm nicht das versprochene Geld zahlt, wenn das Irrlicht ihn nach Hause geführt hat.

Wegen des Schleimes und der gallertartigen Masse an der Wind-

*) W. S. S. 120:

*) W. S. S. 205-215; 134, 135. Wendisches Volkstum S. 89. der Nüx als Lichtchen. ***) Ebenda.

+) Plumbauen wendisch-slavisch plumbas, heisst die Fische mit der plumbawa aufscheuchenTelner Stange mit einer Lederscheibe am Ende, ff) Der Schmink, sereri ist der sogenannte Kreuzhang, ttt) Steuer, styr, heisst im Innern des Spreewald­kahns der Teil odiTK^Tden die hintere Spitze des Kahnes und ein Querbrett^

emschhesst.^^ ^ Nftmlicb voll ho ehol. Siehe Wend. Volkstum S. 52.

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