18- (7. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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wie allgemein bekannt, zum Besten fies Baufonds eines Krankenhauses in der Ravenüschen Bildergalerie hierselbst in dem Prachtbau des Herrn Louis Ravene, Wallstr. 5-8, eine holländische Kirmes im Stil der Zeit des Grossen Kurfürsten und seiner Gemahlin Luise Henriette von Oranien, verbunden mit zeitgenössischen lebenden Bildern veranstaltet. Durch dies kulturgeschichtliche Moment ist für diese Angelegenheit das Interesse unserer heimatkundlichen Gesellschaft erweckt worden.
Die hiermit vorgelegte zubehörige Festschrift enthält zwei Beiträge von Mitgliedern unserer Gesellschaft, zunächst eine Abhandlung eines der besten Kenner der niederländischen Verhältnisse unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, des Dr. Georg Galland betitelt: „Hohenzollern und Oranien. Ein Rückblick auf die frühesten Beziehungen zwischen Brandenburg-Preussen und Holland.“ Es wird darin der Beweis erbracht, dass bereits die Vorgänger des Grossen Kurfürsten wiederholt Verbindung mit Persönlichkeiten des Nachbarlandes an- gekniipft und namentlich die holländische Bautechnik für die damals dringendsten Zwecke eingeführt haben. Friedrich Wilhelm ist also einer schon vorhandenen Tradition gefolgt, indem er einen erheblichen Teil seiner Hilfskräfte von dort bezog, zur Hebung der geistigen und wirtschaftlichen Kultur seines durch den 80jährigen Krieg zerrütteten Staates. Gallaml sehliesst: „Was bis dahin doch immerhin nur vereinzelt geschehen war, das Eindringen des Hoiländertums in unser Vaterland, das wurde seit den Tagen, da der junge Kurfürst seine Vermählung mit der neunzehnjährigen Oranierin, Luise Henriette, schloss, zur gewöhnlichen alltäglichen Erscheinung, zur „Mode“ - um es mit einem heutigen Ausdruck zu bezeichnen. Und wenn neben dieser stillwaltenden edlen Fürstin noch eine andere hohe Persönlichkeit genannt zu werden verdient, die zu Gunsten des Hoiländertums in unserer brandenburgiscli-preussischen Heimat damals erspriesslich gewirkt hat, so kann es nur Johann Moritz von Nassau, zubenannt „der Brasilianer“ sein*), der kunstsinnige Bauherr des Moritzhauses im Haag, der schwärmerische Naturfreund und Ausschmücker von Kleves idyllischer Umgebung der unbeweibte Herrenmeister zu Sonnenburg in der Neu- „Z^'unermüdliche Statthalter des Grossen Kurfürsten am Niederrhein, dort gleichsam Pförtner und Kulturapostel.“
Tn dem darauf folgenden Artikel schildert unser Mitglied Ernst Friedei Die Kurfürstin Luise Henriette als Landesnautter nach den mancherlei vorhandenen gedruckten Quellen Der Einführung der Kartoffel, damals Tartuffe genannt, durch die pflanzen- und gartenfreundliche Oranierin wird darin besonders gedacht.
G. Galland: Aus der Kunst-Korrespondenz des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Monatsblatt V, S. 347.