18. (11. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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Hatte er daheim ein Kreuzlein Noch zu tragen, der Gewalt’ge.
Denn gevvalt’ger noch als Helden Sei das Weih, so hört’ ich sagen,
Und sie nannten ihren Namen Dorothea. Die bedrohte Brandenburgs so teure Einheit Mit des Testamentes Fassung,
Das sie spät und frühe heischend,
Dem Gewalt’gen abgerungen.
Wird die kluge Fürstin siegen?
Siegt das bess’re Recht des Volkes?
Also hört ich damals fragen,
Und die Zukunft gab die Antwort.
Dem Bilde lag eine Scene aus dem bekannten Schauspiel von G. v. Putlitz: „Das Testament des Grossen Kurfürsten“ zu Grunde. Es ist der Augenblick, wo Friedrich III. (Herr Dr. Pritzkow), nachdem sein Stiefbruder Markgraf Philipp (Herr stud. Bluth) das opferfreudige Wort gesprochen: „Bruder, lass mich an Deiner Seite kämpfen“ und dessen Mutter, die Kurfürstin-Witwe (Frau Hofjuwelier Teige) das hindernde Testament zerrissen hat, dem kriegerischen Verlangen der Gesandten von Polen (Hr. Carl Lenz) und Frankreich (Frl. Grapow) nachgiebt und ausruft: „Meine Herren, sagen Sie Ihren Souveränen, dass Brandenburg einig ist“. In seliger Freude schaut die junge Kurfürstin (Frl. Gesa Friedei) auf diese Scene, während der alte Derfflinger (Frl. Gertrud Pohle) triumphierend dem jungen Pfalzgrafen von Neuburg (Hr. Dr. Buchwald) die Hand entgegenstreckt, ihm, der sich eben durch Heirat dem kurfürstlichen Haus enger verbunden hat. Neugierig und verwundert über das, was sich soeben zuträgt, stehen die jüngsten Kinder des verstorbenen Grossen Kurfürsten (Frl. Martha Bonnell, Frl. Reiss I und II; neben der Mutter, die sich dem Schutze des Stiefsohnes anvertraut hat.
Ein Menschenalter später spielt sich das folgende Bild ab:
Die Lieblinge Friedrich Wilhelms I.
Trommelwirbel, Säbelrasseln,
Flintenknallen, Füssestampfen Und Kommando, ach, und Schläge Von des Waibels hartem Stocke Hallen durch das Land. Ein neuer Gar gestrenger Herr ist König.
„König?“ Ei, ihr staunt mit Rechten,
Alle, die ihr vorher bangtet.
Ja, der Brandenburgs Kurfürst Trägt nun eine güldne Krone,
Und er denkt sie wohl zu hüten.