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18. (11. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Dieses von Herrn Micha gestellte Bild bot in launiger Weise eine Scene des Berliner Vo lk slebens aus dem Anfang dieses Jahrhunderts. Damals holten sich unsere Hausfrauen die Fische noch in mit Wasser gefüllten Eimern vom Markt. Nun hat es eine neuerungssüchtige Dame (dargestellt von Frl Margarethe Micha) unternommen, neben ihrem gefüllten Marktkorb noch einen Aal im Netz nach Hause zu tragen. Der glatte Fisch weiss ihr zu entschlüpfen und wird von einem munteren Schusterjungen (Frl. Dora Micha) noch rechtzeitig erfasst. Ein Dienstmädchen (Frl. Meisner), die Zeugin dieses Vorganges ist, lächelt überlegen über die unpraktische Neuerung. Die Fischverkäuferin (Frl. Freytag) redet energisch auf eine junge Käuferin (Frl. Elisabeth Micha) ein, die die verlangten 5 Dreier für einen Karpfen nicht bewilligen will, während eine andere (Frl. Marie Micha) ihre Wahl zu treffen sucht.
Mit dem siebenten Bilde langten wir in der Gegenwart an.
Belauscht.
Und der Eichbaum denkt noch immer
Philosophisch des Vergangnen.
Droben steht des Mondes Sichel Schon in junger Herrscherwürde Strahlend da. In seinem Glanze Spiegelt sich gar hold Frau Venus,
Der Gestirne allerschönstes,
Und der Südwind fächelt artig Ihr das Antlitz. Seine Schwinge Trifft des Eichbaums breiten Wipfel,
Und der Baum erwacht aus Träumen.
Und voll Unmut spricht er also:
„Ja, Dich kennt man, lockrer Bursche,
Stets scharwenzeln, stets charmieren Um die Blumen, Mädchen, Frauen!
Blase ehrlich wie ein Nordwind,
Oder bleibe mir vom Halse!“
„Ha, ha, ha!“ lacht da Frau Venus,
Lass den deutsehen Michel träumen,
Sonst giebt’s Streiche, wackre Hiebe!“
„Lass Dein Spotten, Orientalin,“
Sagt der Eichbaum würdig, „lieber Halte Einkehr bei Dir selber;
Denn Dein völlig heidnisch Vorbild Stiftet noch des grössten Unheils Ganz unsäglich viel! Du lehrtest Deinen Sohn, den losen Schelmen,
Eros, erst die Pfeile spitzen,
Und der Schüler war gelehrig.