Heft 
(1898) 7
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18. (11. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Gleich wie er, thuns allerorten Auch auf Erden nun die Knaben.

Hier in meinem stillen Garten Muss ichs täglich selbst erleben.

Zwar nicht modisch ist die Armbrust, Nicht der Köcher mehr, der Pfeilschuss, Doch die Sache blieb die alte:

Statt der Pfeile nimmt man Blicke, Grüsse, Händedruck und Winken,

Und das arme, holde Mägdlein Weiss sich Kates nicht, noch Hülfe.

Nur begreifen kann ichs nimmer Trifft sie ihres Schützen Rüstzeug, Lächelt sie ob aller Wunden Fröhlich, selig und begehrt sichs Nimmer besser! O, die Menschen! Venus kichert!O, der liebe,

Gute dumme, alte Eichbaum! Kinderspiel ist's, was er täglich Hier im Garten sieht. Was sagt er, Lässt sich die Geschichte ernst an? Kürzlich erst, auf meiner Reise,

Hab ichs so belauscht. Am Walde Wohnt das Gretel. Ihrem Hause Unfern steht ein mächtger Ulmbaum. Drunter hat der junge Förster Eine Bank gezimmert. Dort wars. Friedlich klang die Abendglocke Her vom Dörfchen. Auf dem Bänklein Sass das Gretel, und es spähte Gar verstohlen durch die Büsche. Plötzlich drückt ihm wer die Augen Scherzend zu.Nun gilts, Dich lösen Mit dem Kuss, Herzallerliebste!

Ruft der schmucke, junge Förster.

Und das Gretel? fragt der Eichbaum. Läuft es schnell davon, ihn scheltend? Ei, Du Närrchen! Nein, es thut ihm, Wie er sichs begehrt, und leidets,

Dass er zärtlich seine Arme Um sie legt, und sieht ihmselig,

Selig in die hellen Augen!

Plötzlich raschelts in den Büschen.

Ists ein Häslein? Ists ein Hochwild? Näher kommts.Du, meine Güte!

Ruft ein Weiblein ganz erschrocken. Kräuter sucht die alte Anne,