Heft 
(1898) 7
Seite
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14 18. (11. ausserordentl.) Versammlung des VI, Vereinsjnhres.

Und was findet sie? Ein Pärlein,

Schmuck und drall wie Haselnüsse!

Gott befohlen, junges Bräutchen!

Und die Alte schlurft von dannen.

Wie gefüllt Dirs, guter Eichbaum?

Kichert Venus.O, die Menschen,

0, die Knaben, o, die Mägdlein!

Die alte Anna, die wendische Kräuterfrau, wurde von Frl. Freytag, der junge Förster von Herrn Bildhauer Otto Richter, das Gretel von Frl. Schimitzek dargestellt.

Das letzte Bild bot einen wirksamen Abschluss. Alle in den vor­hergegangenen Darstellungen aufgetretenen brandenburgisch-preussischen Fürstlichkeiten waren zu einer Gruppe vereinigt, die von der Branden­burg^ (dargestellt von Frau Bildhauer Boese) überragt war. Man sah: Kurfürstin Dorothea (Frau Teige) mit ihren Kindern (Herrn Bluth und Frl. Reiss I und II), Friedrich den Grossen (Frl. Weyergang), Friedrich Wilhelm II. (Hr. Teige) und Königin Luise (Frl. Büttner). Bevor sich der Vorhang zum letzten Male hob, wurden folgende Worte gesprochen:

Hie guet Brandenburg allewege!

Morgenrot entflammt der Himmel,

Und der Eichbaum siehts voll Andacht,

Jenes ewig junge Heute:

Kindeslächeln, Liebessehnen,

Heldenstärke, heisses Ringen,

Schmerz und Leid und letztes Gehen,

Ewig-junges Heut wie Gestern!

Und derweil die Morgenröte Oestlich ihre Flügel breitet,

Sieht der Baum in ihren Flammen Eine Lichtgestalt erscheinen,

Und er fühlts mit leisem Beben:

Seines Bodens heilge Hütrin,

Brandenburgs erhabne Seele Ist die Huldgestalt, die hehre,

Sonnenglanz in Aug und Antlitz,

Kraft und Schöne in den Gliedern.

Wo sie schreitet, grünt die Erde,

Felder grünen, Bäume, Sträucher,

Blumen schmücken Trift und Fluren,

Und das Bienlein summt geschäftig.

Und es regt sich neues Leben Rings in Dorf und Stadt und Haide.

Ambos klingt, und Räder sausen,

Webstuhl surrt, und Hämmer schwingen