Heft 
(1898) 7
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Bücherschau.

sponnen, gewebt und zu Laken, auch wohl zu Hemden für die Bauersleute verbraucht.

Die eingeklammerten Wörter bedeuten die hier üblichen plattdeutschen Ausdrücke.

Herr O. Monke bemerkt zu den Angaben des Herrn Bartusch:

Die Flachsbereitung wurde auch in meiner Heimat (Lietzo w bei Nauen Kreis Westhavelland) in der Weise betrieben, wie sie Bartusch s childert. Jetzt wird bei uns kein Flachs mehr gewonnen. Sicher aber gab es auch noch im Jahre 1869 dort Flachsbau. Denn in diesem Jahre habe ich selber Leinsamen zum Ölmüller in Berge bei Nauen getragen und hier das Aus­mahlen des Samens gesehen.

Das Mahlen geschah auf einem gemauerten tellerförmigen Becken, auf dem eine im Mittelpunkt befestigte Walze (ähnlich einer Chaussee - Walze) rotierte, sie wurde durch Pferdekraft bewegt.

Vor demSchwingeln fand bei uns das sogenannteBeuteln statt. Die gebrakten Flachsfasern wurden dabei auf einen langen Balken von quadratischem oder rechtwinkligem Querschnitt gelegt und mit einer kurzen Holzkeule, dem Beutel, längere Zeit geklopft. Dies geschah häufig am Abend, nach dem Abendbrot, besonders im Mondschein. Das Beuteln war an stillen Abenden weithin hörbar. Für mich lag immer etwas Poesie in diesem Brauch. Aber die Dorfpoesie hat auch hierinVorgang genommen wie ihre städtische Schwester, deren letzte Unterschlupfe, diepoetischen Winkel, immer mehr zusammenschrumpfen. Die holzigten Abfälle beim Beuteln nannten wirSchewen (von schaben?). Sie wurde benutzt

1) zum Schutz leicht gebauter Ställe (Schweineställe, Ziegenställe) gegen die Winterkälte;

2) zur Aufbesserung der tief ausgefahrenen Luchwege in der Nachbarschaft.

Die gereinigten Flachsfasern wurden zu kleinen Zöpfen zusammen­gebunden, die wirFlachsknoppen nannten.

In meiner Heimat war ausser der von Herrn Bartusch beschriebenen Luftröste auch noch die Wasserröste üblich. Der Flachs wurde dabei zu dicken Bündeln gebunden, die stärker als Korngarben waren. Wir Jungen benutzten die Bündel beim Baden, wie man heut Schwimmblasen (Schweinsblasen) ver­wendet. Sie waren unsere Wasserpferde, natürlich wenn es niemand sah.

Zum Trocknen wurde der Flachs in kleinen Bündeln (schiefstehend) aufgestellt.

Synopsis der Mitteleuropäischen Flora (Fortsetzung) von Professor Paul Ascherson, besprochen von Carl Bolle. Die Zeit, in der wir leben, hat wenig Sinn mehr für Autoritätsglauben. Wie für andre Gebiete gilt dies auch für die Botanik. Hier hat jener in dem Maasse Abbruch erlitten, in dem die wissenschaftliche Wertschätzung konkreter Pflanzenkenntnis sich ver­ringerte und die offiziellen Vertreter nicht mehr für Kräuterkundige gelten