Heft 
(1898) 7
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Kleine Mitteilungen.

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Kleine Mitteilungen.

Frühere Zubereitung des Flachses in der Mark Brandenburg. (Aus den Sammelkästen des Märkischen Museums.) Der Flachsbau, die Flaehs- bereitung, das Flachsspinnen und Flachsweben im Kleinbetriebe geht der­artig in unserer Heimat zurück, dass Nachrichten darüber, wie alles dies bei uns früher gehandhabt wurde, bereits einen kulturgeschichtlichen Wert besitzen. Unter so bewandten Umständen sind die nachfolgenden Berichte des Herrn Eigentümer Robert Bar tusch in'aJetzdorf bei Bernau für seine Gegend, und des Herrn Lehrer Otto Monke fürLietzow bei Nauen, also für die Kreise Ni cd er-Barnim und West-Havelland, nicht ohne

Der Flachs wurde bei uns in nachfolgender Weise behandelt: Der Flachs (Flass, Lein) erfordert ziemlich guten Gartenboden, gut gedüngt (ge­niest), dann tief gegraben (dieb jejrat), dann gesäet (gesäät) und festgetreten~ (jeträden) und wenn der Samen aulgcgangcn, so wird er, wenn er vielleicht halbe Fingerlänge hat, gegätet (jewiäti, also vom Unkraut gereinigt. Sobald der Flachs dann geblüht (jeblöt) hat und er anfängt gelb zu werden, der Samen also reif ist, wird der Flachs ausgezogen und wirdgerept, und zwar in der Art, dass eine eiserne Gabel oder ein Speer, wie man es nennen will, in der Mitte einer Bohle von 2 Meter Länge aufrecht, mit den Spitzen nach oben, festgenagelt wird; dann setzen sich 2 Personen auf jedes Ende der Bohle so, dass sie die Repe in der Mitte haben und ziehen auf diese Weise die Bollen d. li. die Samenkapseln von dem Flachs ab. Der Samen wird dann auf dem Hausboden (Ilusböäne) oder Kornboden dünn ausgebreitet zum Trocknen, hierauf gedroschen (jedröscht) und reingemacht (rene jemoakt). Der Flachs selbst wird dagegen nach dem Felde auf unbestellten Acker sogen. Brachfeld (Broake) gebracht, glatt, dünn und reihenweise auseinandergelegt (.jcspi'.cit), dann in Sonne und Regen 56 Wochen liegen gelassen, je nach­dem sich die Faser, also der eigentliche Flachs, vom Mark abschält, dann aufgenommen, gleich händeweis eingebunden, natürlich bei trockenem Wetter; dann kommt der Flachs in den Backofen (Backoan) vielleicht 57 Stunden, damit er ganz trocken werde. Darauf wird er gebrochen (jebroaken), wozu ein Gestell, aus hartem Holz angefertigt, gebraucht wird. Der nun gewonnene Flachs wird dann g eschwingelt; das geschieht auf einem Holzständer ( Schw ingelbuck! in Brusthöhe, wo der Flachs gegengehalten und mit einer Sc hwin gel, welche ungefähr/a Meter lang, 10 cm breit und ganz dünn mit scharfen Kanten ist, so lange geschlagen wird, bis der Rest vom Mark, der sich noch daran befindet, heraus ist. Dieser Abgang, die sogenannte Schwingel-Hede, wird zu starkem Garn gesponnen und gewebt, zu Säcken u. dgl. verwandt. Hierauf kommt der Flachs zum Hecheln (Hääkeln', er wird so lange durch die Hechel gezogen, bis er ganz klar ist und dann zu dem feinsten Garn gesponnen und verarbeitet. Der Abgang beim Hecheln wird mit dem sogenannten Schüttelstock sauber ausgeschüttelt, dann ge-

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