Bücherschau.
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Gebieten ursprünglich Slavisches herbei und macht die Nachklänge der entschwundenen Slavenzeit, die noch im Havellande fortklingen, den Mitmenschen verständlich. Was besonders schätzenswert an der Arbeit ist, ist dass die Namenformen in der ältesten urkundlichen Gestalt mit Angabe der Jahreszahl verzeichnet sind. In seinem Versuche, die alten ON. ethnographisch oder topographisch zu erklären, mag der Verfasser manchmal zu weit gehen, da die meisten derselben von Personennamen abgeleitet sind. Auf S. 9 seiner Schrift rechtfertigt W. sein Verfahren, wenn er sagt:
„Einzelne Gelehrte meinen nämlich, dass jeder slavische O. seinen N. von seinem Gründer habe, dass also z. B. Potsdam (pots dupimi) der O. eines Herrn Potsdup und Bukow der O. eines Herrn Buke sei; wäre diese Ansicht richtig, so wäre der Zweck dieser Abhandlung verfehlt, denn es liegt ihr fern, N. gleichgültiger Persönlichkeiten, die kein Lied, kein Heldenbuch meldet, zusammenzustellen“.
Wir werden deshalb dem Verfasser, der bestrebt ist, die slavischen unverständlichen Worte den Bewohnern seines Havelgaues aufzuklären, unsere Anerkennung nicht versagen, wenn wir ihm auch nicht immer zustimmen können; denn jedermann, der sich mit sprachlichen Deutungsversuchen beschäftigt, weiss, wie leicht hierbei Irrtümer mit unterlaufen.
In dem Gebotenen findet sich ausser den Orts- und den Familiennamen eine reiche Auswahl von interessanten landläufigen Ausdrücken, die aus dem Slavischen entlehnt sind, aber in bedeutend jüngerer Zeit. Einzelne sind in ganz Deutschland gebräuchlich, andere nur im ostelbischen Lande. Während für Grenze, Kummet, Pallasch die Entstehungszeit nicht feststeht, rühren Gurke und Peitsche z.B. aus dem 14. Jahrhundert, Dolch, Hallunke, Kux, Plinze aus dem 16., Juchten, Karbatsche, pomadig aus dem 17., Droschke, Knute, Tornister und die oft gehörte Interjection dalli-vorwärts! erst aus dem 18. Jahrhundert.
Knecht Ruprecht und seine Genossen. Von Franz Weineck. Abdruck aus den Niederlausitzer Mitteilungen. Guben. Druck von Albert König. 1898. 56 Seiten. Preis 75 Pf.
Der Herr Verfasser giebt in gedrängter Kürze, aber in sehr klarer und bis zum Schluss fesselnder Darstellung seine Untersuchungen über die sogenannten Weihnachtsmänner. Er darf bei der lebhaften Teilnahme, die diese Erscheinungen bei der gesamten Kinderwelt stets erregten, auch nun für seine wissenschaftliche Betrachtung derselben eine warme Teilnahme bei allen gebildeten Lesern erwarten. Doch verbietet sich bei der grossen Fülle der beigebrachten Belege und dem reichen Inhalt hier auf Einzelheiten einzugehen; wir können nur auf die Schrift selbst mit ihrem anregenden und belehrenden Inhalt verweisen. Das Ergebnis seiner Untersuchungen fasst (S. 55, 56) der Herr Verfasser in folgendem zusammen: „Sind meine Ausführungen zutreffend, so erschienen in den weihnachtlichen Gestalten, wie sie sich seit Urzeiten trotz der kirchlichen Gegenwirkung im Volke erhalten haben, noch immer in dieser heiligen Zeit die drei höchsten und meist verehrten Gottheiten unserer Urväter mit den ihnen zugehörigen Tieren, nämlich
im Ruprecht oder Pelzmärtel, Märte, Bartel, Grampus, Klaubauf, Putenmandl, Schmutzi, Hans Trapp, Rüpely, Schandeklos, Sunnerklaus u. dem Erbsbär