'2. (1. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
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„Ein Schifflein sah ich fahren“. Aus dein Jahre 1770 stammt das Lied vom Prinz Eugen, das Freiligrath zu einem Kunstlied gemacht hat und das Löwe komponiert hat. Im vorigen Jahrhundert, als der Wohlstand in den Städten zu steigen begann, wurden Luxusgegenstände, wie Kanape, Kaffee und Knaster besungen. Schon 1740 findet sich in Rossla die früheste Form des Kanapeliedes: „Das Kanape ist mein Vergnügen“. Zum Schluss besprach der Vortragende noch das Berliner Lied und das Märkische Lied. Da ist das Schöneberger Lied: „Mir wird so traurig, mir wird so duster“, dessen Melodie erst kürzlich notiert worden ist und sodann das Lied: „Wann wir fortwandern ziehen“.
Diese litteraturgeschichtlichen Erklärungen also waren das Band, das sich um die Gesangsproben schloss. Das wunderbar klangvolle, modulationsfähige Organ und die grosse künstlerische Fertigkeit des Vortragenden verschafften den Hörern einen grossen Genuss.
11. Einige Burgwälle des Havellandes.
Vortrag von Robert Mielke, gehalten am 30. März 1898.
Wie ein Blick auf die ausliegende Karte bestätigt, zählt das Havelland viele Burgwälle. Sie sind zum Teil bekannt, untersucht und beschrieben; doch ist ihre Anzahl mit den in der Litteratur erwähnten nicht erschöpft, sondern es dürften sich in versteckten Winkeln noch manche finden, die der Beobachtung bisher entzogen waren. Auch eine Beschäftigung mit den schon länger bekannten, insbesondere ihrer gegenwärtigen Erhaltung, ist von Zeit zu Zeit erspriesslich, denn mehr als andere prähistorische Altertümer unterliegen die Wälle der Gefahr der Zerstörung. Die fruchtbare Erde wird nicht selten zur Ausgleichung des Terrains benutzt, wie es bis vor kurzer Zeit noch dem berühmten grossen Wall von Burg drohte, oder sie fallen der Industrie zum Opfer, die dem germanisch-wendischen bei Ketzin den Untergang gebracht hat, oder auch — und das ist in den meisten schwer zu kontrollierenden allen ihr Schicksal — sie werden durch die ausgleichende Thätigkeit er modernen tiefgehenden Pflüge langsam aber stetig eingeebnet. So 'echtfertigt es sich vielleicht, wenn ich hier neben unbekannten Anlagen ach einige ältere wieder vorführe, die teils schwer zu erreichen, teils ur in den wissenschaftlichen Werken zu finden sind; daneben hoffe ch, durch einzelne Lagepläne aus jüngster Zeit zur Kenntnis derselben iniges beizutragen.
Ich erwähne zunächst den Burgwall von Dyrotz, der dem Namen nach ekannt, meines Wissens aber noch nicht untersucht bezw. beschrieben st. Der Ort liegt an der Lehrter Bahn, etwa halbwegs zwischen Spandau • md Nauen. Aber so nahe der Wall der Haltestelle ist, so schwer ist er zu erreichen, da ihn ein ca. 1 km breites Luch von der Ortschaft trennt. An einem schönen Novembertage versuchte ich in Gesellschaft