Heft 
(1898) 7
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2. (1. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

mit unserem Mitgliede Dr. Albrecht dieses Luch zu überschreiten, weil wir andernfalls einen Umweg von einer Meile hätten machen müssen; denn die Insel, auf deren nördlichstem Ausläufer der Wall liegt, ist nur

vom Süden, bei dem Gute Karpzow, zugänglich. Nachdem einer von uns bis an den Leib in einen Graben versunken war, und auch der andere eine etwas weniger ungemütliche Bekanntschaft mit dem schwarzen Torfwasser ge­macht hatte, kamen wir glücklich hi n- über. Vor uns lag ein imposanter Rundwall; Scherben auf dem um­liegenden Gelände deuteten auf eine prähistorische Stätte. Der sehr gut erhaltene Wall (Abb. 1), dessen Form sich einer Ellipse nähert, misst auf der Krone 530, in seiner längsten Ausdehnung 170, in der kleineren 130 Schritt; er fällt nach drei Seiten schroff ab, während sich seine Südseite unmittelbar an den mässig geneigten Hang der Insel, die die Feldmark des Gutes Karpzow einschliesst, anlehnt. Ein Vorwall oder Graben, der nach dieser Seite hin die Anlage zu schützen hätte, war nicht zu bemerken; doch stieg die Krone des Walles, welcher an der dem Luche zugewandten Nordseite etwa 5 m hoch war, an dieser Stelle ein wenig an. Eine flache Mulde westlich neben dieser Anhöhe stellt wahrscheinlich den alten Eingang dar. Heute wird die Stätte von einem niedrig gelegenen Ackerfelde umgeben, das dieselbe von dem Luche scheidet; früher gehörte dieses ohne Zweifel dem Luche selbst an und ist erst durch das Sinken des Wasserspiegels demselben abgewonnen.

Wir fanden auf der Krone vereinzelte Gefässreste mit unverkennbar wendischen Verzierungen und einen Knochenpfriem, die dem Mark. Prov.-Mus. übergeben und zur Stelle sind. In dem wohl 2 m vertieften Innenraum, der bei Burgwällen in der Regel die Reste der Vergangenheit birgt, lagen die Scherben am spärlichsten.

Für die Burgwall-Frage ist die Lage des Dyrotzer Walles vielleicht nicht ohne Bedeutung. Die an und für sich durch das umlagernde Lucli hinreichend geschützte Insel bedurfte einer Befestigung an dieser Stelle am wenigsten. Hätten die Erbauer einen fortifikatorischen Zweck im Auge gehabt, dann lag es näher, den Wall an der schmälsten Stelle anzulegen, wo bei dem heutigen Gute Karpzow der Übergang am leich­testen ist. Auch heute ist die Insel nur von dieser Stelle vermittelst eines Dammes zugänglich, der vermutlich schon in wendischer Zeit den Übergang herstellte, und der daher zunächst durch Befestigungen geschützt

Abb. 1. Burgwall von Dyrotz.