Heft 
(1898) 7
Seite
59
Einzelbild herunterladen

2. (1. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

59

einer unserer Karten die Bezeichnung Schanze; sie erregte unsere Auf­merksamkeit umsomehr, als anfänglich in dem nur 2 km entfernten Dorfe niemand davon etwas wissen wollte. Doch hatten unsere Nach­fragen schliesslich den Erfolg, dass sich einzelne auf eine angebliche Franzosenschanze, in einem Falle sogar auf eineSchwedenschanze besannen, die auf denHeynebergen liegen sollte. Schwedenschanze ist ja der übliche Ausdruck in der Mark, wenn nicht die Bezeichnung Burgwall vorwaltet. Dass liier derselbe mit den Franzosen in Zusammenhang gebracht wird, kann nicht überraschen, da es der Volks­mund in Norddeutschland überall liebt, besondere Erscheinungen mit dem in seiner Erinnerung am tiefsten haftenden geschichtlichen Ereignissen in Verbindung zu bringen. In den anderen Teilen des Havellandes, der Prignitz und Uckermark, tritt uns daher überall die Erinnerung an die Schwedenkriege entgegen, in der Nähe Potsdams die der Franzosenzeit, welche durch die Belagerung Spandaus im Jahre 1813 für die Bewohner zeitlich näher liegt. Für uns aber waren diese, Bezeichnungen eine Gewähr, dass wir eine prähistorische Stätte vorfinden würden. Sie war auch bald gefunden, da die bewaldeten Heyneberge unmittelbar an der von Potsdam nach Nauen führenden Chaussee liegen. Die höchste der beiden Kuppen, die durch einen tiefen Sattel von einander getrennt sind, mag etwa 70 m hoch sein; auf ihr liegen die Reste einer ehemaligen Umwallung von imposanten Verhältnissen. Ihre Grundrissanlage hat die Form eines Dreiecks mit rundlich nach aussen gekrümmten Seiten, die heute durch 3 Eingänge im Osten, Westen und Süden durchbrochen sind*). Die 2 bis 4 in ansteigenden Wälle, deren höchste Erhebung im Norden liegt., umschliessen eine flache Mulde, in der etwas in den östlichen Winkel des Dreiecks hineingeschoben ein 2 m hoher Hügel sichtbar ist. Ein ringsum laufender Graben vollendet die Anlage, deren längste Ausdehnung vom Ost- nach dem Westeingang 70 Schritte misst.

Die Wälle sind zum teil gut erhalten, stellenweis mit sehr starkem Böschungswinkel und nur an den Eingängen abgeflacht. Der im all­gemeinen wenig tiefe Graben, der im Osten verschüttet ist, macht den Eindruck, als ob er nur die Böschung hätte erhöhen sollen. Vom Walle aus erregte ein denselben nördlich in leichter Krümmung begleitender Graben Aufmerksamkeit, den wir anfangs für eine natürliche Bildung hielten. Eine weitere Besichtigung ergab aber, dass an dieser Stelle 2 Terrassen untereinander angelegt sind, die vielleicht nicht ohne Zusammenhang mit dem Walle stehen.

Welcher Zeit und welchem Volk gehört nun dieser geheimnisvoll im Dunkel der Geschichte und des Waldes verborgene Wall an? Da

*) Da dieser Wall von mir bereits in derBerliner Gesellschaft für Anthropologie besprochen ist, so erübrigt sich hier eine Wiedergabe des Grundrisses, der in den Ver­handlungen der Gesellschaft veröffentlicht werden wird.