Heft 
(1898) 7
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2. (1. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

einen, die in den Militärs Schuster*)'und v. Peuker**) ihre Wortführer gefunden haben, nehmen an, dass sie Befestigungen gewesen wären; andere, an ihrer Spitze Sanitätsrat Behla***) in Buckau, neigen zur An­nahme eines kulturellen Zweckes. Vielleicht sind beule Annahmen be­rechtigt; vielleicht haben die einen diesem Zwecke, die anderen jenem oder auch beiden gedient, obgleich bei der grössten Anzahl der noch erhaltenen Werke der geringe Rauminhalt und die allen strategischen Voraussetzungen widersprechende Lage den Glauben an eine Ver- schanzung auf eine starke Probe stellt. Nur das ist sicher, «lass sich eine Scheidung in Sumpf- und Bergwälle schon durch die äussere Lage und Form aufdrängt, die, wenn sie sich auch nicht immer auf verschiedene Völker, so doch gewiss auf verschiedene Zeiten zurück­führen lässt.

Bleibt uns also die Wissenschaft nach dem Zweck dieser Bauten eine Antwort noch immer schuldig, so hat sie doch dank den Forschungen Virchows, Behlas und unseres 2. Vorsitzenden gewisse chronologische Anhaltspunkte in den Resten der Topfware festgelegt, nach «lenen die meisten der Sumpfwälle Spuren der wendischen Vorzeit bergen. Ob diese aber mit der Zeit der Entstehung zusammenfällt, erscheint fraglich* Unverkennbar lassen die meisten Wälle erkennen, dass sie in wendischer Zeit hauswirtschaftlich benutzt worden sind, denn die sich vor- fmdeuden Gegenstände: zersprungene Gefässe, Pfriemen, Steingeräte aller Art, Bronze- und Eisensachen, Reste eines Lehmbewurfs und Getreide­körner lassen keine andere Erklärung zu. Wohl aber könnte es zweifel­haft sein, ob diese Benutzung ursprünglich immer beabsichtigt war, und ob nicht eine spätere Zeit sich der älteren Wälle bemächtigt hat, wie das von einzelnen genau untersuchten sichersteht. Mir scheint s«*lbst die Annahme von Lisch, dass die in den Sümpfen gelegenen Wälle slavisch, die auf den Höhen errichteten germanisch sein sollen, sehr unsicher zu sein, denn die gründliche Untersuchung des nunmehr zer­störten Burgwalles von Ketzin, der unmittelbar von der Havel bespült war, hat diesen als einen ursprünglich germanischen erwiesen, «ler bis in das Mittelalter hinein benutzt worden ist. Dass bei vielen der bisher bekannten Sumpfwälle wendische Reste gefunden worden sind, dürfte lür die Herkunft derselben noch nicht beweisend sein, da die wenigsten, wie der Ketziner, bis auf den Naturbodeu untersucht, sondern nur die aufgelagerten wendischen Schichten konstatiert worden sind. Als sicher­stehend kann erachtet werden, dass die meisten Wälle schichtweise ent­standen, dass also die oberste, wendische Reste enthaltende, Lage nur

*) Schuster: Die alten Heidenschanzen Deutschlands.

**) v. Peuker: Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten.

***> Behla: Die vorgeschichtlichen Rund wälle im östlichen Deutschland. Berlin 1888.