Heft 
(1898) 7
Seite
66
Einzelbild herunterladen

66

Kleine Mitteilungen.

1827 erschienen und nur gewohnheitsmässig vordatiert ist. Der Verfasser ist zugleich der Zeichner: Heinrich Land wurde zu Berlin am 20. Juli 1787 geboren, machte als Lieutenant die Freiheitskriege mit und lebte dann als Graveur in Berlin. Der Kunsthistoriker Nagler nennt ihn einengeschickten Künstler seines Faches und teilt mit, dass er auch Reliefs in Metall graviert und kleine Kupferstiche herausgegeben habe. Vor der erwähnten Sammlung erschien noch von Land, jedoch ohne Namen: Freseo-Anekdoten, gesammelt und herausgegeben von H. L.***. Mit 20 Kupfern von eben demselben. Berlin 1823.

Aus der mitgeteilten Probe kann man ersehen, dass der Verfasser nur ziemlich holprige Knüttelverse zu drechseln versteht, während er den Zeichenstift viel freier und künstlerischer beherrscht. Das wütende brutale Gesicht der Hökerfrau, die vornehme Geste des mit stattlichem wcissen Seidenfilzhut geschmückten Herrn und die frech-pfiffige Miene des Schuster­jungen sind ganz vortrefflich herausgearbeitet und das tote Karnickel macht einen äusserst komischen Eindruck. Die übrigen Geschichten des Heftes, alle in Versen, behandeln offenbar zum teil wirkliche Berliner Vorkommnisse, wie vielleicht auch die Jubiläums-Redensart dem Berliner Volksmumie ab­gelauscht ist. Andere Gedichte enthalten Geschichten, die zum

teil heute noch erzählt werden, manche davon auf andere Verhältnisse über­tragen, als sie hier erscheinen. In der Geschichte des Berliner Humors aber wird Kami, der 1849 gestorben ist, mit seinem berühmten Karnickel auch fernerhin unvergessen bleiben.

Soweit der-Lokal-Korrespondent derNational - Zeitung, der jeden­falls das Verdienst hat, auf den fast verschollenen Künstler wieder aufmerk­sam gemacht zu haben. Entgangen ist ihm, dass der die längste Zeit seines Lebens in Berlin ansässige bekannte Schriftsteller Friedrich Förster die lustige Geschichte in seinen Gedichten (Romanzen, Erzählungen, Legenden. Berlin 1838.) behandelt hat. Ich setze zum Vergleich das GedichtKarnickel hat an­gefangen her:

Ein junger Maler von ungefähr Kam just so über den Markt daher,

Ihm folgte allerorten zu jeder Stund'

Presto, sein Freund und getreuer Hund.

Und wie sie so durch das Gemüse gehn,

Bleibt der Hund bei einem Gärtner stehn.

Per unter dem Grünkohl unbedacht Einen Karnikkel mit zu Markt gebracht.

Der Windhund schnoppert und schnuppert umher,

Wo doch das Fleisch zum Gemüse wär,

- Und wie sich der Kleine auch versteckt,

Es währt nicht lang, er wird entdeckt.

So klein er ist, ist er doch patzig,

Meinem Presto wird ums Maul ganz schmatzig,

Fängt an, den Pelz ihm zu befühlen,

Karnikkel meint: er willbacke Kuchen spielen,

Macht ein Männchen und in allem Spass Tatscht er dem Windhund auf die Nas.