Heft 
(1898) 7
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3. (2. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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Ich füge noch hinzu, dass Herr Friedhofinspektor Kirsky in Potsdam, der das auf den Ravensbergen gefundene,Brandenburga VI, 328 abgebildete Exemplar dem Kgl. Gartenbau - Direktor Hampel für das Märkische Museum verehrte, darauf hinweist, wie dergleichen abnorm entwickelte Fruchtstände der Kiefer in Norwegen vielfach beobachtet seien.

J. Herr Architekt M. Conradi überreicht derBrandenburga zu der am 20. Mai d. J. bevorstehenden Gedächtnisfeier Wilhelm Stolzes, des Altvaters der norddeutschen Kurzschrift, eines selfmade- Mannes im besten Wortsinne, den nachfolgenden Aufsatz:

Wilhelm Stolze.

Erinnerungsbliitter zur Hundertjahr-Feier von M. Conradi.

Am 20. Mai 1798 wurde Wilhelm Stolze als der zweite Sohn eines angesehenen Schuhmachermeisters zu Berlin in der Stralauerstrasse ge­boren und zwar in dem Hause des Brauers Bier, das heute die Nummer 36 trägt. 1809 brachte mau ihn auf das .loachimsthalsche Gymnasium, das auch sein älterer Bruder Karl besuchte. Durch die französische Fremdherrschaft, die Handel und Wandel bedrückte, kam auch das blühende Geschäft des Meisters Christian Stolze ins Stocken, seine ur­sprünglich guten Verhältnisse verschlechterten sich und als er 1812 starb, war zwar der ältere Sohn durch seine Thätigkeit als lieh rer im Stande auf eigenen Füssen zu stehen, aber Wilhelm besuchte noch das Gymna­sium und wurde jetzt gezwungen, durch Privat-Unterricht zum Brot­erwerb mitzuhelfen. 1817 wollte er das Abiturienten-Examen ahlegen und Theologie studieren, aber da er keine Mittel hatte, musste er diesen Plan aufgeben und eine Stelle bei der Berlinischen Feuerversicherungs- Gesellschaft annehmen. Seine freie Zeit benutzte er zur Fortsetzung seiner Lieblingsstudien, Sprachen und Geschichte.

Schon auf der Schule hatte Stolze Interesse für Stenographie ge­wonnen, er hoffte damals durch ihre Erlernung seine durch den Privat­unterricht sehr beschränkte Zeit für die Schularbeiten besser ausnutzen zu können. Zwar wurde er schon 1815 durch einen Mitschüler auf die Kurzschrift von Mosengeil aufmerksam, aber erst 1820 bemühte er sich ernster nach Mosengeil zu stenographieren und da ihn dessen Schrift nicht befriedigte, selbst etwas Brauchbares zu linden. Dabei verfolgte er mit grosser Aufmerksamkeit alle neuen Erscheinungen auf diesem Gebiet.

In seiner Stellung bei der Berlinischen Feuerversicherung war Stolze allmählich aufgeriiekt und hoffte alsbald Leiter des ganzen Instituts zu werden. Da wurde plötzlich ein junger Mann, ein Neffe des Leiters der Anstalt, eingeschoben und mit einer Stelle betraut, der er nicht gewachsen war. Stolze musste den Neuling vollständig in Alles

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