8. (2. ordentl.) Versammlung des VN. Vereinsjahres.
77
lieber Kündigung beschäftigt. Er hat diese Stellung bis an sein Lebensende im Januar 1867 bekleidet und ist nie fest angestellt gewesen, in beiden Häusern des Landtages und auch in der Stadtverordneten-Ver- sanmdung in Berlin ist Stolzes Redezeichenkunst heimisch geworden. Am Tage nach seinem Hinscheiden gedachte, der Präsident von Forcken- beck in der Plenarsitzung mit ehrenden Worten der Verdienste Stolzes um die „für das Haus unentbehrliche Wissenschaft“. —
Hunderte von Bänden stenographischer Berichte, die seit 50 Jahren in den Bibliotheken der Parlamente angesammelt sind und auf die man als zuverlässige Urkunden so oft zurückgreift, legen Zeugnis ab von der umfangreichen Verwertung der Stolzeschen Erfindung im Dienste des Vaterlandes.
Ein neues grosses Arbeitsfeld eröffnete sich der Stolzeschen Stenographie in den Parlamenten des Norddeutschen Bundes und des deutschen Reiches.
Bei zahlreichen provinziellen und kommunalen Körperschaften sowie bei privaten Ge sellschaften fa nd sie zur wortgetreuen Aufzeichnung von Verhandlungen eine ausgedehnte Anwendung.
Immer mehr bürgert sich das Stolzesche System als Diktat-Steno- graphie ein zur Reschleunigung des Schreibgeschäfts grosser Handels- und Verkehrs-Institute, Bankhäuser, Baugeschäfte u. s. w.
An der Berliner Universität hat das System durch Errichtung eines Lektorats wissenschaftliche Pflege gefunden.
Der Vorsitzende E. Friedel bemerkt hierzu noch, dass er mit Wilhelm Stolzes Sohn, Dr. phil. Franz Stolze, zusammen das Friedrich- Werdersche-Gymnasium besucht, dass der alte Stolze, wie er gebückt und halb erblindet von seinem Sohn manches Jahr geführt wurde, eine typische Berliner Strassen-Erscheinung war und dass die Stadt Berlin den Antrag gestellt habe, nach Wilhelm Stolze im Osten des Weichbildes eine Strasse zu benennen. Dr. Franz Stolze, als Lektor der Stenographie an hiesiger Universität, setzt das Lebenswerk seines Vaters fort.
3. Herr Geheimer Regierungsrat Professor Dr. M. Delbrück übermittelt die soeben erschienene 2. Auflage seiner Schrift „Das Institut für Gährungsgewerbe und Stärkefabrikation in Berlin“ (32 S. r g. 8 ° ). Zur Weihe des an der Seestrasse ausserhalb des Berline Weichbildes im Forstschutzbezirk Tegel belogenen Instituts, vollzogen vom Kaiser Wilhelm II. am 23. März 1898, erschien die erste Auflage des Schriftchens. Nach einer allgemeinen Einleitung und einer Geschichte des Instituts und der grossen Verbände (Verein der Spiritus- Fabrikanten in Deutschland; V. Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin; V. der Stärke-Interessenten in Deutschland; V. der Korn-