Heft 
(1898) 7
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3. (2. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

vormals sumpfigen Stelle und scheint mit seinen vielfach von uns beobachteten wendischen Gefässresten auf einen eingeebneten kleinen Burgwall hinzudeuten.

b) Das feste Haus Zolchow, am rechten Ufer des nördlichen Seezipfels, wohin wir uns von dem Fischer übersetzen Hessen. Von der Ruine steht noch ein Turm; das Mauerwerk ist zum Teil von dem grossen mittelalterlichen Format. Bergau, Inventar der Bau- und Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg, Berlin 1885, S. 809 schreibt:Zolchow (1290 Zolgowe, 1301 Czolchow), Vorwerk von Plessow, an der nördlichen Spitze des grossen Plessower Sees in der Nähe von Potsdam gelegen, wird urkundlich schon 1290 genannt, war 1378 im Besitz des Domkapitels zu Brandenburg, von welchem es 1528 in den Besitz der Familie v. Rochovv überging. Herrenhaus, aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts stammend. Ein Flügel. Erdgeschoss aus Feldsteinen, Obergeschosse aus Ziegeln. Viereckige Fenster mit Ein­fassungen von Sandstein. War früher befestigt; bis 1805 auf drei Seiten mit hohen Wällen und Gräben umgeben; auf der vierten Seite ist der See.

Kuhn a. a. O. S. 70 sagt, es gelte als das feste Stammschloss der Rochows und habe von Plessow dahin ein unterirdischer Gang geführt. Andere erzählen, es hätten in Zolchow Räuber gehaust. Man habe die Burg angegriffen, aber nicht einneJnnen können. Bei dieser Gelegenheit soll die Burg namentlich vom See aus angegriffen sein, und man zeigt noch fünf runde Löcher am Nordgiebel, die von hineingeschossenen Kugeln herrühren sollen.

In einem AufsatzDas feste Haus Zolchow, Mark. Forschungen V, Berlin 1857, S. 9199, hat sich Louis Schneider bemüht, das wenige Geschichtliche zusammenzutragen Kanonenkugeln sind allerdings beim Schloss ausgegraben, der Giebel mit den übrigens wohl fälschlich so bezeichneten Kugellöchern ist inzwischen verschwunden; das Feuer hat hier wiederholt gewütet und die Wirtschaftsgebäude zerstört, die letzten derartigen Bauten sind erst im April 1898 eingeäschert worden.

c) Glücklicher Weise ist das alte malerische Fischerhaus verschont geblieben, welches auch ein paar Jahrhunderte, ein fast quadratischer Ban mit hohem Dach, aufzuweisen hat. Wir haben diesen alten Fachwerkbau ebenfalls aufgenommen.

Beim Schloss scheint es sich auch um eine alte wendische Burg­wallstelle zu handeln, welche im Mittelalter mit Feld- und Backstein- Baulichkeiten befetigt gewesen sein wird, die dem jetzigen Renaissance­bau, mit rundlichem Thürbogen an der Westseite (dgl. photographiert) Platz machten. Mancherlei gut gearbeitete Simse und Einfassungs­stücke aus Sandstein liegen herum.