Heft 
(1898) 7
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4. (2. asserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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der Kosten wollten wir tragen. Zu unserer grossen Freude hat die Behörde aber die ganzen Kosten getragen und uns diesen Platz zum Bau unseres Krieger-Denkmals übergeben, wofür ich nochmals unserer Behörde von ganzem Herzen danke.

Am 18. Oktober 1891 wurde der Grundstein gelegt und am 18. April 1892 fand die feierliche Enthüllung statt. Der Baumeister ist Louis Oberländer aus Letschin im Oderbruche. Dies Denkmal kostet 2205 Mk. Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass wohl selten ein Krieger-Denkmal enthüllt worden bei solchem Wetter wie wir hatten. Als sich der imposante Zug mit 21 Fahnen auf dem Marsche hierher befand, brach ein furchtbares Gewitter los, Regen in Strömen, Hagel­körner wie Flintonkugelu, Blitz und Donner in kurzen Zwischenräumen. Ein Blitzstrahl fuhr in unseren Kirchturm und verletzte einen Knaben, der beim Läuten hehülflich sein wollte, nicht unerheblich. Und nun bitte ich, wenn Sie, geehrte Damen und Herren, an Oderberg denken, dann erinnern Sie sich auch zuweilen unseres bescheidenen Krieger- Denkmals.

Darauf stieg die Gesellschaft ins Thal hinab und besuchte die Kirche. Hier sprach Herr Lange über

die St. Nikolaikirche zu Oderberg i/M.

Die alte Nikolaikirche hatte wohl ein Alter von 400 Jahren erreicht und alle Wirren und Drangsale, die während dieser Zeit die Stadt ge­troffen, waren auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen, was aus der Bauart zu erkennen war, die den verschiedenen Zeiten angehörte. Der letzte Brand, bei welchem wiederum nur ein Teil des Mauerwerks übrig blieb, geschah 1672. Ihr hohes Alter dürfte auch schon daraus hervor­gehen, dass man bei der Planierung des Kirchplatzes 3 auch 4 Gräber übereinander fand, was nur dadurch erklärlich ist, dass die unteren Gräber im Laufe der Zeiten von der herabfallenden Erde des unmittel­bar hinter dem Kirchplatze liegenden Pfarrberges verschüttet worden sind. Diese Thatsache dürfte auch dafür sprechen, dass unsere Stadt von Anfang an auf dieser Stelle gestanden hat und nicht anderswo, wie namentlich Fischbach in seiner Städte-Beschreibung der Mark Branden­burg 1786, Seite 378 u. s. w. angiebt.

Die alte Kirche war eine Kreuzkirche, und stand der Turm auf dem südlichen Teile des Kreuzes. Trotz ihrer oftmaligen Ausbesserung wurde sie aber mit der Zeit immer baufälliger, so dass Sachverständige schon im Jahre 1832 das Urteil abgaben, ein Ausbau sei nicht mehr ratsam, sondern ein Neubau dringend nötig. Hierzu fehlten aber die Mittel. Als jedoch in den Oktobertagen des Jahres 1849 eines Sonntags­morgen, kurz vor Beginn des Gottesdienstes, ein grosser Teil des über der Kanzel befindlichen Schalldeckels herabstürzte, da wurde die Kirche