Heft 
(1898) 7
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4. (2. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

für den ferneren Gebrauch als äusserst gefährlich erklärt, und am 27. Oktober geschlossen. Zur Abhaltung des Gottesdienstes wurden nun einige Klassen im Schulhause hergegeben und eingerichtet. So mangel­haft auch diese Einrichtungen waren, dauerten diese traurigen Verhält­nisse doch sechs Jahre. Erst als mit einem entsetzlichen donnerähnlichen Krachen das Gebälk eingestürzt war, was am 22. Mai 1852 (heute vor 46 Jahren) geschah, da entschloss man sich endlich zum Neubau. Im Hochsommer desselben Jahres fing man noch mit dem Abbruch der Kirche an, und förderte die Arbeit so, dass am 12. Juni 1853 der Grund­stein gelegt werden konnte. Diese Feier geschah in Gegenwart Sr. Majestät König Friedrich Wilhelms IV., der dann von hier zur Einweihung der am 14. August 1848 abgebrannten und nun im Neubau vollendeten Kirche nach Brodowin sich begab.

Der Neubau unserer Kirche ist nach den Bestimmungen des Königs und dem Entwurf des Baurats Stüler im gotischen Stile erbaut worden. Nach fast dreijähriger Bauzeit empfing sie, wiederum in Gegenwart Sr. Majestät, am 14. Oktober 1855 ihre Weihe und wurde ihrer Be­stimmung übergeben.

Die Kirche ist ein Kechteck, 80 ' lang, 70' breit, 45' im Lichten, dreischiffig mit Balkenlage und hat 900 Sitzplätze. Die Kanzel, ein wahres Kunstwerk, von dem Tischlermeister Spitzel zu Stolpe a. O. aus Eichenholz geschnitzt und poliert. Die Orgel, ein sehr schönes Werk mit geschmackvoller Architektur, ist von dem Orgelbauer Schulz aus Potsdam erbaut. Der Turm, an der Nordostecke der Kirche, hat eine Höhe von 150', ist ganz aus Ziegelsteinen erbaut und musste der obere Teil des Kegels im Jahre 1881 zur Hälfte abgetragen und erneuert werden. Im Turm befinden sich 3 Glocken, die nicht neben einander, sondern wegen des engen Raumes übereinander hängend angebracht sind. Seit einigen Jahren hat die Kirchenbehörde in dankenswerter Weise ausser der Dielung des bis dahin mit Mauersteinen ausgelegten Fussbodens auch die so wohltlniende Heizung des herrlichen Gotteshauses herrichten lassen.

Allmählich war die Tischzeit herangekommen, und die Gesellschaft versammelte sich an der Mittagstatei. Hier hielt Herr Geheimrat Friedel den eisten Toast auf den Markgraten von Brandenburg, unseren erhabenen Kaiser, ln seiner Rede legte er den. Behörden Oderbergs nahe, dem Markgrafen Albrecht II., dem eigentlichen Gründer der Stadt im 1. Jahr­zehnt des 13. Jahrhunderts dadurch eine Ehrung zu Teil werden zu lassen, dass man amtlich dem sog. Sommerfeldtschen Berg wieder seinen alteu Namen Albrechtsberg und der steilen dahin führenden Strasse den NamenAn der Albrechtsburg verleihen möchte. Hierauf toastete unser verehrtes Mitglied Herr Lehrer Lange auf dieBrandenburgia; er verbreitete sich hier über den Reichtum der Umgebung an Fund-