Heft 
(1898) 7
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Kleine Mitteilungen.

ca. 50 cm und an der oberen 1015 cm. Auf der geraden Fläche ist eine Vertiefung eingemeisselt, deren ebene ellipsenförmige Fläche 45:36 cm Achsenlänge hat.

Die unter einem einfachen Kreuze eingemeisselte Inschrift lautet:

W i l h. Conrad.

8. Febr. 1896.

Wilhelm Conrad liegt auf dem Kirchhofe zu Schönow bei Bernau begraben.

Ein zweiter Stein steht am Obersee bei Lanke, hart am nördlichen Seeufer in der Nähe der Lanker Badeanstalt, die man von der Chaussee äus erblickt. Die Entfernung von der Brücke am Westeingang des Dorfes Lanke beträgt 110 Schritt. Der Denkstein, eine einfache starke Platte, anscheinend aus Sandstein bestehend, ist 40 cm hoch; die Inschrift auf der Vorderseite meldet uns:

Gustav Amboss aus Angermünde geb. d. 26. Octbr. 1858 ertrank an dieser Stelle am 16. Aug. 1871.

Über der Inschrift bemerkt man bei einigem guten Willen 5 vertiefte Punkte; solche Vertiefungen finden sich bekanntlich sehr häufig an den mittelalterlichen Sühnkreuzen (Steinkreuz an der Marienkirche in Berlin, Mordkreuz bei Lietzow im Kreise Westhavelland u. s. w.) und dienten dann zur Befestigung der sogenanntenewigen Lampe. Diesem Zwecke haben jene Vertiefungen selbstverständlich nicht gedient; vermutlich sind sie nur durch unbeabsichtigte Beschädigungen des Steines entstanden, falls man nicht annehmen will, dass der Steinmetz, dem vielleicht echte SUhnkreuze bekannt waren, dergleichen Punkte als bedeutungsvolle Merkmale solcher Denksteine angesehen hat.

Der Kaiserstein bei Lanke. (Sage.) Über den bekannten Kaiser­stein (Prinzenstein) bei Lanke am Prinzengestell, das beim Kilometerstein 7,2 von der BernauLanker Chaussee in westlicher Kichtung abgeht, hörte ich in Lanke folgende Sage:

Hier schoss sich Kaiser Wilhelm I., als er nochPrinzregent (!) war, auf der Jagd zwei Glieder des rechten Zeigefingers ab. Man nahm die Finger auf und begrub sie an der Stelle. Dann setzte man einen Stein zum Andenken darauf. Hier liegen also die Finger­glieder begraben.

Thatsächlich hat sich hier der erwähnte Unfall abgespielt, wenn auch nicht zur Zeit der Regentschaft, auch nicht, wie der FontanescheFührer durch die Umgegend Berlins, II. Teil, Norden S. 64 angiebt, am 16. De­zember 1849, sondern laut Inschrift am 16. Dezember 1819. Ferner wurden dem Prinzen die Fingerglieder erst in Bernau und zwar (nach Wernicke,