Heft 
(1898) 7
Seite
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Kleine Mitteilungen

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Forsthaus Woltersdorf an der Lunker Chaussee als der Woltersdorf bezeichnet. Und vermutlich hat dort auch das alte Woltersdorf gestanden. Denn ab­gesehen davon, dass gerade an dieser Stelle der Grund und Boden verhält- nismUssig ergiebiger ist als in der niichsten Umgebung derselben, sind auch westlich von der Försterei auf dem Acker am Waldesrande Spuren einstiger Niederlassungen gefunden worden. Berghaus verwechselt also offenbar Woltersdorf mit Alt-Liepnitz. Doch hat auch dieses Dorf keineswegs hart am Sec gestanden, sondern etwa ein Kilometer westlich davon an der Chaussee,

die von Bernau nach Wandlitz führt. Beim Kilometerstein 31,9, also 10 km

*

von Bernau, wird die Chaussee von einem Gestell weg rcchtwinklich geschnitten, und dieser Gestellweg führt im Jagen 66 in westlicher Richtung dicht an der alten Dorfstelle vorüber; sie liegt demnach in dem Winkel, den Chaussee und Gestellweg an der Südwestecke bilden. Verbürgt wird diese Annahme dadurch, dass ich am 24. Oktober dieses Jahres an jener Stelle etwa 30 Schritt von der Chaussee beim Nachgraben in geringer Tiefe mehrere mittelalterliche Gefässreste zum Teil mit Verzierungen und ein Bruchstück einer Kornmühle (Scheibe) fand. An der Südseite bemerkt man eine wallartige Bodenerhebung * von betrilchtlicher Lünge und geringer Höhe. Hier sollen früher Mauerreste gefunden worden sein. Die erwähnten Altertumsreste sind dem Märkischen Provinzial-Museum einverleibt.

28. 10. 97. O. Monke.

t

DieGrossmuttergründe beim Forsthaus Schmetzdorf wurden 1868 oder 1869 mit Tannen bepflanzt. (Specht.)

24. 10. 97. _ O. Monke.

Aus dem Botanischen Garten. Die Chamisso-Laube. Mit der bevor­stehenden Verlegung des Botanischen Gartens in Berlin fällt auch ein inter­essantes Erinnerungsstück an einen bekannten und namentlich unter den deutschen Frauen beliebten Dichter: dieChamisso-Laube. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, dass der Dichter des Peter Schlemihl und so mancher herrlichen Lieder im Berliner Botanischen Garten nach wechselvollem Schicksal, nachdem er Page, Lieutenant und Kriegsgefangener gewesen war, im Jahre 1819 als.Aufseher der Pflanzen einen bescheidenen, fried­vollen Wirkungskreis erhielt. In der nach ihm benannten Laube beschilftigte er sich Jahre lang damit, tagaus, tagein je drei Exemplare sämtlicher Arten der im Garten vorhandenen Pflanzen für das Herbarium zu präparieren und einzulegen. Nebenbei arbeitete Chamisso an naturwissenschaftlichen Schriften und lebte der Dichtkunst. Nachdem er inzwischencoordinierter Mitaufseher des Botanischen Gartens geworden war, übernahm er 1833 die Aufsicht Über das Herbarium, erkrankte aber bereits 1835 so schwer, dass er für immer an das Zimmer gefesselt wurde. Die Chamisso-Laube, die sich in der Nähe des Botanischen Museums befindet, steht heute noch. Sie ist völlig von dichtem Laub überwachsen, jedoch so baufällig, dass sie für das Publikum geschlossen werden musste. Im königl. Botanischen Garten zu Berlin befindet sich eine fest versiegelte alte Medizinflasche, in der seit 7 Jahren ein kleiner Cactus echinopsis multiplex munter weiter wächst