Heft 
(1898) 7
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B. Seiffert, Das Dominikanerkloster in Strausberg.

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Mausoleum zu lenken. Hier ergriff uns jene weihevolle, eigenartig aus Trauer um die Abgeschiedenen und Freude an den herrlichen Kunstwerken gemischte Stimmung, von der wohl jeder diese Stätte Besuchende gepackt wird.

Der in derFlora in Charlottenburg bei günstigem Wetter ver­brachte Abend beschloss angemessen den eindrucksvollen Tag.

Wer beute die weiten Gebäude der Landarmen- und Korrektions­anstalt zu Strausberg sieht in ihrer strengen Absonderung von der Aussenwelt, mit den schweigsam hantierenden, schwarzjäckigen, von Beamten scharf beaufsichtigten Sträflingen lauter heruntergekommenes arbeitsscheues Gesindel, welches die Landespolizei zu Zwangsarbeit ver­urteilt hat, der Fremdling, der Tourist ahnt wohl kaum, dass an eben dieser Stelle ehedem eine Stätte frommer Beschaulichkeit gestanden hat, ein dem göttlichen Dienste geweihtes Kloster; ja auch der Ein­heimische weiss nur vom Hörensagen, dass diesem nordwestlichen Stadtviertel einst ein so ganz anderer Charakter eigen war, als er sich jetzt dem Blicke darbietet; denn nichts, rein gar nichts erinnert, schon seit vielen Generationen, die Lebenden an die verschwundenen Kloster­gebäude, kein Mauerrest, kein unterirdischer Gang, der bei neueren Fundamentierungsarbeiten sich hat entdecken lassen, kein Denkmal oder Grabstein zeugt von der vergangenen Klosterherrlichkeit. Nur der NameKlosterstrasse hat sich bis heute erhalten und die ortsübliche Wohnungsangabe:Die wohnen aufm Kloster.

Auch die Urkunden und anderweitigen schriftlichen Nachrichten, namentlich über die älteren Zeiten desschwarzen Klosters, sind spärlich und wegen ihrer allgemein gehaltenen Darstellung nur wenig ergiebig, so dass es in der That unmöglich wäre, ein auch nur annähernd zu­treffendes Bild dieser auf Strausbergs Bedeutung und Stellung im Lande nicht ohne Einfluss gebliebenen geistlichen Stiftung zu zeichnen, wenn nicht der vielgeprieseneblinde Zufall eine Ansicht von der Stadt aus dem Jahrhundert des 30jährigen Krieges aufbewahrt hätte in Merians Topographie. Dies Bild zeigt Strausberg von der Nordseite her. Im Vordergründe links des Itates Mühle, welche Kurfürst Joachim I. im Jahre 1533dem gemeinsamen nutz zum besten zu bauen vergönnet

Das Dominikanerkloster in Strausberg.

Von B. Seiffert. Mit 2 Tafeln.