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B Seiffert, Das Dominikanerkloster in Strausberg.
und erlaubet“ hatte*), die alte Landstrasse nach Eberswalde und Wriezen inmitten der Bürgerkaveln, auf denen einige Bewohner mit Pflügen, Säen und Viehhüten beschäftigt sind, und ein Teil des langgestreckten Straussee mit seinem hügeligen, buschigen Ufergelände. Von der Stadt selbst sieht man noch mancherlei Gebäude, die längst schon der irdischen Ver- gänglichkeit ihren Tribut gezollt haben: Die wohlerhaltene Stadtmauer
mit ihren vollständigen Zinnen und Weichhäusern, deren einige heute zu Gartenlauben umgewandelt sind; das Wriezener Doppelthor; des Rates Ziegelofen**) und die St. Nikolaikirche***), jener zwischen »lern Lindenplatz (ehemals Ziegelplatz genannt) und der östlichen Stadtmauer, diese auf dem Grundstück der jetzigen Volks-Knabenschule (deren Seitenanbau das 1893 aufgelöste Realprogymnasium 20 Jahr lang beherbergte); ferner die St. Marienkirche mit ihren schlanken Doppeltiinnen, deren Wiederaufbau einer späteren Generation Vorbehalten bleiben mag, wenn dereinst der jetzige, so unschöne Holzbau des Hauptturmes verfallen sein wird, und — zuguterletzt die ehemaligen Klostergebäude, hochragend, weitausschauend, von mächtigen Baumkronen umgeben.
An der Hand dieses Bildes lernt man die alten Aufzeichnungen allmählich verstehen; wesentlich unterstützt wird das Bemühen durch die noch im Ratsarchiv befindlichen Aktenstücke aus späteren Zeiten, wo das Kloster seiner ursprünglichen Bestimmung bereits entzogen und in weltlichen Besitz übergegangen war. Unter Benutzung dieses Materials, auf welches sich auch die Ausführungen des ersten gründlichen Bearbeiters der Strausberger Geschichte aufbauen, des Stadtdirektors Perlitz ) dem das Lob gebührt, in das Archiv seinerzeit eine gewisse Ordnung gebracht zu haben, soll der Versuch gemacht werden, die Geschicke des Strausberger Dominikanerklosters im Zusammenhänge darzustellen.
1. Die Gründung des Klosters und seine Einrichtung.
Seine Entstehung verdankt das Kloster dem askanisclien Markgrafen Otto III., der mit seinem älteren Bruder Johann I. von 1226—1260 Regierung und Hofhaltung gemeinschaftlich führte. Otto war nach dem Zeugnis der ältesten märkischen Geschichtsschreiber ein sehr frommer Heri, er kasteite Leib und Seele durch Wachen, Beten, Fasten und
*) Pergamenturkunde (Pg.) No. 21 im Ratsarchiv [bei Riedel Cod. D. B. I, 12. Strausberg No. 90].
**) Näheres in des Verfassers Abhandlung: Des Rates Ziegelofen und die ehemalige Kalkgerechtigkeit Strausbergs. 1890.
***) Im 17. Jahrhundert schon allmählich abgebrochen.
^ er ) g eb . 17 43 , ge st . 1835, wurde 17 78 consul dirigens und nach Einführung d Stadteordnung Gerichtsdirektor. Seine Geschichte bewahrt die Handschriftenabteilnng der Kgl. Bibliothek zu Berlin als Ms. boruss. fol. 1009 auf.