Heft 
(1898) 7
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B. Seiffert, Das Dominikanerkloster in Strausberg.

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Geisseln und zerfleischte sich jeden Freitag mit Nägeln und Nadeln, bis das Blut floss, zum Andenken an die Leiden des Erlösers; deshalb ehrte ihn vorzugsweise die Nachwelt mit dem Beinamender Fromme, wie­wohl auch .Johann, vom gläubigen Christentum erfüllt, willig den An­forderungen nachkam, welche die durch die Kreuzzüge erstarkte Kirchen­gewalt an jeden Gläubigen, insonderheit aber an die Grossen dieser Erde stellte. Beiden Brüdern lag denn auch gleichmässig am Herzen, in den neuerworbenen Ländergebieten nicht nur der germanischen Kultur Eingang zu verschaffen, sondern auch den christlichen Glauben zu ver­breiten und das kirchliche Regiment zu befestigen; besser aber konnten die Zwecke der Germanisierung und Verchristlichung gar nicht erreicht werden, als durch Gründung von Klöstern, deren Insassen damals noch voll und ganz erfüllt von ihrem hohen Beruf, ihre besten Kräfte daran setzten, das Evangelium unter den wendischen Heiden zu verkündigen und gleichzeitig den neuen t'nterthanen ihrer hohen Herren ein gutes Beispiel rastlos thätiger Wirtschaftlichkeit zu geben.

Wie nun nach der käuflichen Erwerbung des Landes Barnim*) Markgraf Johann das Cisterzienserkloster Chorin in der Nähe von Ebers­walde stiftete, dessen Ordensbrüdern die Urbarmachung des Landes zur Pflicht gemacht war gleichzeitig entstand auch das Feldkloster Kagel bei Rüdersdorf, das von den Cisterziensermönchen der Abtei Zinna be­siedelt wurde so begründete Otto in der Vogtei Strausberg ebenfalls ein Kloster und besetzte es mit Dominikanern, die sich seiner besonderen Gunst und Zuneigung zu erfreuen hatten. Sie hiessen auch Prediger­mönche, da sie durch Wort und Lehre wirkten, gegen Unglauben und Ketzerei eiferten, böse Geister austrieben und den Teufel beschworen.

So erschienen denn im Jahre 1254 dieseschwarzen Brüder in Strausberg**), und alsbald ging es an den Aufbau der Klostergebäude auf dem ihnen zugewiesenen Grundstück in unmittelbarer Nähe der markgräflichen Burg (curia). Das Material an Steinen (rohen Kalkstein) und Mörtel lieferten die Kageler Mönche aus ihrem Rüdersdorfer Kalk­bruch, das Bauholz gab auf Befehl des Markgrafen die Stadt her, und als Bauhandwerker und Handlanger wurden die hörigen Einwohner herangezogen, welche sich allmählich unter dem Schutz des Vogtes neben dem wendischen Fischerkietz auf der Höhe niedergelassen hatten. Um die neue Stadtanlage mitsamt der Burg und dem Kloster gegen etwaige feindliche Angriffe zu schützen, wurde dieselbe gleichfalls im selben Jahre 1254, auf Anordnung des Markgrafen Johannerweitert und mit

*) Pulcawa bei Riedel IV, 1. S. 9 [Brand. Britz. Chron. bei Riedel IV, 1. S. 278]: loca deserta in culturam reducentes debitam, bonis pluribus habundabant ac diuinis officiis frequenter intenti religiosorum plures ordines in suis terminis locant.

**) Angelus Annales pg. 105.