Heft 
(1898) 7
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B. Seiffert, Bas Dominikanerkloster in Strausberg.

festen Mauern, Wällen und Gräben dermassen befestigt, dass Strausberg zu der Zeit, da man Carthaunen und Mauerbrecher im Kriege gebrauchet, fest genug gewesen und einen guten harten Puff hat ansstehen können.*)

Nach zwei Jahren waren die Klosterräumlichkeiten bis auf die Kirche fertiggestellt; zu letzterer wurde am 5. Juni 1256 in Gegenwart des Bischofs Otto von Brandenburg der Grundstein gelegt, und es lässt sich vermuten, dass der fürstliche Stifter dieser Feierlichkeit beigewohnt haben wird, umsomehr, als nach seinem Willen gerade diese Kirche dereinst seine irdischen Überreste zur ewigen Kulie aufnehmen sollte.

Die päpstliche Bestätigung des vollständig eingerichteten Klosters soll dann im Jahre 1266 erfolgt sein: soll, denn die Urkunde hierüber, welche nach Angabe des Archidiakonus Andreas Hundertmark**) im Domarchiv zu Brandenburg in Verwahrung liegen soll, hat sich trotz eifrigen Nachforschens daselbst nicht mehr vorfinden lassen, was um so mehr zu bedauern ist, weil sicherlich in dieser Urkunde auch angegeben war, welche Liegenschaften, Einkünfte und Gerechtsame der Stifter dem Kloster verschrieben hatte.

Die Lage des Klosters war eine ausserordentlich anmutige, wie ja noch heute diese höchste Erhebung der Stadt die schönste Aussicht nach allen Seiten hin gewährt. Von der Höhe des steil zum Straussee ab­fallenden Ufers schweifte der Blick des sinnenden Mönches über die glitzernde Wasserfläche, in der sich die von der Abendsonne mit Purpur umsäumten Waldeswipfel entzückend wiederspiegelten, oder wenn auf­getürmte Wolkenmassen ein Gewitter von Westen heranfegten, über ein gewaltig brausendes Wellenmeer, dessen schaumgekrönte Kämme, vom Winde gepeitscht, sich in unabsehbarer Reihe und Zahl immer und immer wieder den Ufern zuwälzten: hier lauschte er zur Sommerzeit dem Kufen des Kukuks und Pfingstvogels, der Drossel und Waldtaube, beobachtete er das muntere Spiel der wilden Enten und Taucher, den Flug der Reiher und Raubvögel. Nach Süden zu schaute er über die Häuser der. Bürger und Handwerker, die mehr und mehr das Weichbild der Stadt ausfüllten, über die in Kultur gebrachten Weinberge hinweg bis zu dem hochragenden Krähenberg, von dessen schwarzgrünem Kegel die Marienkapelle***) herüberwinkte, die frommen Christen zur Wallfahrt, zu einem kurzen

*) Angelus a. a. O. S. 105.

**) War in Strausberg 1737 41 Diakonus, 1741-64 Archidiakonus in Bernau. Er arbeitete nach dem Ratsarchiv an einer mit Urkunden versehenen Geschichte Strausbergs; das Manuskript ist aber nicht erhalten. Historisch-politische etc. Bei­träge II2, S. 369375, Berlin bei Ungar 1783.

***) Pg. 39 [Riedel I, 12. Strausberg No. 47] bestimmt Näheres Ober die Opfer- teilung (9. Septbr. 1440). Vgl. auch Angelus a. a. O. pg. 258, 269, 301. Von 1549-52 ist sie abgebrochen worden, wie die alten Rechnungsakten nach weisen (vgl. Stembeck, Beitrage S. 216220).