B. Seiffert, Das Dominikanerkloster in Strausberg.
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Reisegebet und milder Opfergabe einladend. Im Osten und Norden dehnten sich weite ebene Fluren aus, mit freundlichen Dörfern und schmucken Loosen (ausgebauten Einzelgehöften) besetzt.
Der nördliche und östliche Flügel des Klostergebäudes enthielt in zwei Stockwerken die Wohn- und Wirtschaftsräume, „alle mit gewölbter Decke“. Der Prior hatte „seine besondere habitation“, jeder der Konventbrüder eine eigene bequeme Zelle. Das Refektorium, ein grosser Saal im oberen Stockwerk, versammelte die Mönche zu den gemeinschaftlichen Mahlzeiten, das Oratorium zu Bet- und Andachtsübungen: in der „Librarey“ oder Bibliothek war für die Wissensdurstigen gesorgt. Der an den Innenseiten des Hofes entlang führende Kreuzgang mit hohen Schwibbogen gestattete, selbst bei stürmisch-regnerischem Wetter die zur Verdauung unerlässlichen mille passus abzuschreiten, und nach vollbrachtem 'lagewerk vereinigte das Dormitorium alle Brüder zum wohlverdienten sanften Schlummer. Selbst für durchreisende Mönche und Nonnen (?) stand eino Gastkammer bereit, nachdem sie sich in der Badestube vom Staub der Landstrasse gereinigt und im Bade erquickt hatten. — Die Wirtschaftsräume umfassten die Küche, ein „zum Brauhaus aptirtes Gemach“, eine Destillierstube und Kellereien; in ihnen waltete Bruder Küchenmeister seiner Kunst, kredenzte Bruder Kellermeister das treffliche Klosterbräu.
Den Südflügel nahm die Klosterkirche ein, zu deren Bau- und Einrichtungskosten der Markgraf Otto 700 Mark Silbers beigesteuert haben soll. Ihre Länge betrug 80 Ellen, die Breite 16 Ellen; sie war mit Dl Fenstern versehen, von denen zwei den Altar erhellten. Mächtige Pfeiler stützten die Decke, ein Turm fehlte, wie bei allen Kirchen des Dominikaner-Ordens. Der Altar hatte, nach der Beschreibung Hundertmarks, auf beiden Seiten je 3 Flügel, auf welchen die Empfängnis Mariä, die Geburt, das Leiden und Sterben Jesu bildlich dargestellt waren. „Sie dienten dazu, nach Beförderung der Jahreszeiten und der darinnen vorfallenden verschiedenen Feste, neue Vorstellungen, die dabei schicklich waren, vorzuzeigen. In den vorderen zwei Altarflügeln sah man die 12 Apostel, sodass in jedwedem drei oben und drei unten standen.“*) Ausserdem schenkte Otto eine kostbare Bibel und liess ein prächtiges Chor, mit Marmor ausgefüttert, errichten. Auch ein Taufstein**) war vorhanden.
Diese drei Flügel des Klosters, in gleicher Höhe, doch so aufgeführt, dass der Ostflügel mit seiner Front etwas zurücksprang, bildeten ein fest zusammenhängendes Ganzes und waren durch Thüren und Gänge
*) Der alte Hochaltar der Marienkirche zeigt diese beiden Seitenflügel noch jetzt; es scheint daher die Annahme gerechtfertigt, dass dieselben bei der Säkularisation des Klosters in den Besitz dieser Kirche übergegangen sind. Vgl. auch Sternbeck a. a. 0. S. 111,
•*) Siehe unter Abschnitt 6.