Heft 
(1898) 7
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Fischerei der Provinz Brandenburg.

Angeln fährt er mit einem ganzen Arsenal von Utensilien. Gewisse Fische, wie z. B. der Barsch, ziehen in ganzen Völkern. Diese holt er bis auf den letzten heraus. Die richtige Angelei ist nicht leicht, sie erfordert viel Arbeit, Geduld und lange Erfahrung. (B. T.-BI. 7. 8. 1892.)

18. Fischerei in Berlin. Jahrhundertelang, bis in die Neuzeit, waren Spree und Havel die fischreichsten Flüsse von Deutschland. Vielen Tausenden haben sie frische Nahrung gespendet und zu Wohlstand verholfen. Die. Fischergilde in der Mark war stets eine hochangesehene, und noch heute haben sich, wie E. v. W. imBär konstatirt, die alten Berliner Fischer­familien rein und in Wohlstand erhalten. Wie am Rhein in gleicher Weise Katholiken und Protestanten am Fasttage oder Freitage ihren Laberdan oder Stockfisch verspeisen, so steht in jedem richtigen Berliner Wirtshaus wöchent­lich einmal wenigstens Fisch auf dem Mittagstisch. In jeder guten Weiss- bierwirtschaft wird nur das Beste dem Gaste aufgetischt, da die Hausfrau selbst dem Küchenwesen vorsteht. Einer der bedeutendsten Fischermeistcr ist Herr Mahnkopf in Spandau, ein vermögender Mann, früherer Artillerist, dem ein ausgedehntes Fischrevier oberhalb Spandau die Havel und in deren Buchten weit hinauf zur Verfügung steht, und dessen Frau in der Zubereitung der Fische, namentlich des Welses, Bedeutendes leistet. Mit dem Aussetzen von Fischen in den Rheinsberger Seeen ist von Herrn Mahnkopf der beste Erfolg erzielt worden; es haben Zander, welche vor drei Jahren etwa 1 1/2 Pfund wogen, jetzt bereits ein Gewicht bis zu 8 Pfund erreicht. Auch im Tegeler See und in der Oberhavel sind von ihm vor 3 Jahren 5 1/2 Zentner junge Zander und 15,000 Stück kleine Karpfen ausgesetzt worden. Der Schlachtensee galt früher für einen der fischreichsten Seen der Mark. 1881 machte der Fischermeister Herr Cond6 zwei Züge und fing damit 80 Zentner Fische, namentlich Bleie und Welse. Das Netz riss fast von der Fülle, und Personenboote, die 20 Personen fassten, waren bis zum Rande mit zappelnden Tieren gefüllt, so dass sie nur wenige Zoll aus dem Wasser hervorragten. Am 3. Februar 1886 fischten die Fischermeister Gebrüder Dannhauser an der Kurfürstenbrücke einen mächtigen Karpfen aus der Spree, der 36 Pfund wog, 100 Zentimeter lang war und einen Umfang von 78 Zentimeter hatte. Am untern Maulteile trug er einen Ring, auf dem sich einige Eingravirungen befanden, aus denen, obwohl sie durch den Rost gelitten, doch hervorging, dass dieser Karpfen im Jahre 1618 zu Haselhorst ins Wasser gesetzt wurde. Der Fisch hatte demnach ein Alter von über 268 Jahren erreicht. Am 3. Dezember 1886 wurde von denselben Fischermeistem im Engelbecken in Berlin ein gewaltiger Hecht von 1,28 Meter Länge und einem Gewicht von 50 Pfund gefangen, dessen Alter Sachverständige auf 100 Jahre schätzten. Da ein derartiger Fisch viele Jahre auf einer Stelle sitzt und nur beim Raube sich bewegt, so hatte sich auf dem Rücken und Kopf des Veteranen ein breiter, dunkler Streifen von Moos gebildet, so dass dies Tier die Be­zeichnungbemoostes Haupt wörtlich verdiente. Am 3. Januar 1887 ver­folgten die Spreefischer unter Führung des Fischermeisters Arndt ein Un­getüm von der Inselbrücke aus, und man bekam das Tier an der Ross- strassenbrücke ins Netz, aber zwei Fischer hatten Mühe, die schwere Last aus dem Wasser herauszuheben. Es war ein Riesenwels von 2 Metern Länge